Hohenfried
Übersicht – Quelle: Gumbinnen von Dr. Grenz
Kirchspiel und Standesamtsbezirk Nemmersdorf. Amtsbezirk Kieselkeim (Kieselkehmen) (Ortsteil von Lorenzfelde [Datzkehmen]). — E.: 163.
GH.: 760 — RM. G.: 194 ha. —
Im Schulenverzeichnis der Kreisgemeinschaft Gumbinnen vom 26. 9. 1966 eine Schule nicht erwähnt, aber Litauische Zeitung vom 24. 1. 1896 zeigt den Tod von em. Lehrer Mathias Gubba am 16. 1. 1896 in Hohenfried an. 1925 ein Lehrer i. R. Robert Seiffert am Ort. 1937 für Ortsteil Klein-Datzen eine Lehrerin Klara Ehrlichmann erwähnt. Lt. OF war der Ort zuletzt eingeschult nach Klein-Preußenbruch (Klein-Pruschillen) so auch im Jahre 1932. —
1937: Bürgermeister Otto Pinkow. —
Post: Spirokeln, Kr. Gumbinnen. —
Eisenbahnstation (18 km). —
Landwirte: Theodor Bröcker (auch Ziegelmeister), Franz Geruschkat (auch Postagent), Artur Hartfiel, Adolf Kalcher, Gustav Lange, Adolf Nörnberg, August Pilkuhn (auch Maurer), Otto Pinkow, Fritz Radtkc. —
Besitzerin: Karoline Zelt. —
Jungbauer: Willi Pinkow. —
Handwerker: Gärtnergehilfe Alfred Geruschkat, Landwirt und Maurer August Pilkuhn, Maurer Wilhelm Sorg. —
Weitere Berufe: Postschaffner Eduard Borrmann, Wirtsch.-Gehilfe Paul Frank, Postagent und Landwirt Franz Geruschkat, Postagenturvertreterin Hedwig Geruschkat, Hausmädchen Ida John, Eisenbahnpension von Wilhelm Kowalewski, Bahnarbeiter August Mantowski, Wirtsch.-Gehilfe Fritz Pilkuhn, Bahnhofsmeister Hermann Pomian, Kutscher Max Sperling, Postschaffner a. D. Albert Surkau. —
Arbeiter und landwirtschaftliche Berufe: Arbeiter Otto Demant, Deputant Fritz Herhold, Arbeiter Emil Klaus, Arbeiter Paul Kubalski, Deputant Otto Sarwatka, Arbeiter Gustav Urgien. —
Sozialstatus: 2 Kriegerwitwen, 1 Invalide, 2 Altsitzerinnen, 3 Rentenempfänger, 1 Rentenempfängerin. 3 Männer ohne Berufsangabe. —
1925: 9 Besitzer (einer davon gleichzeitig Gastwirt), 1 Stationsvorsteher, 1 Postagent, 1 Postgehilfin, 3 Weichenwärter, 1 Bahnarbeiter, 1 Kaufmann, 1 Landwirt, 1 Wirtin, 1 Ziegler, 1 Maurer, 1 Rentner. —
Im Ortsteil Klein-Datzen 1937: (46 Einwohner). Rentenempfänger Ferdinand Balnat, Arbeiter Fritz Bub, Lehrerin Klara Ehrlichmann, Melker Walter Eisenhardt, Deputant Franz Gerhardt, Deputant Otto Müller, Deputant Wilhelm Ruhnke, Landwirt Georg Sauvant, Arbeiter Franz Stopat, Arbeiter Emil Wonsak. —
In Klein-Datzen 1925: Gutsbesitzer Emil Schmidtke, Wirtin Ida Kerka, Kinderfräulein Frida Ritter, Hausmädchen Lina Bieleit und Martha Bieleit, Kutscher Karl Mertinat, Gespannführer Fritz Bub und Fritz Heinrich, Melker Ferdinand Ballnat, Hofgänger Otto Ballnat, Erich Zahlmann, Friedrich und Otto Heinrich. —
Ein Ausschnitt aus einer Gumbinner Tageszeitung berichtet über eine Parade vor Hindenburg am 13. September 1933 in Klein-Datzen. Dieser Bericht ist in den Händen der Tochter des verstorbenen Gutsbesitzers Matthiae aus Kieselkehmen (Kieselkeim) (Ortsteil von Datzkehmen [Lorenzfelde]) erhalten geblieben. Aus Gründen der urkundlichen Überlieferung lassen wir ihn im Originaltext folgen.
Er trägt die Überschrift „Die Parade vor dem Feldmarschall“ und als Untertitel: „10—15 000 Zuschauer jubeln Hindenburg und den Truppen zu.„
„Gumbinnen, 13. September. Ein Herbsttag wie die vorangegangenen ist angebrochen, neblig morgens, noch ein wenig frisch, dann aber strahlend und sonnig mit blankem, blauem Himmel. Die Gefechtsübungen sind in der Nacht zu Mittwoch fortgesetzt worden. Der Reichspräsident, Generalfeldmarschall von Hindenburg, hat am Morgen dem letzten Teil der Brigadeübung in der Gegend von Spirokeln beigewohnt.
Es ist 8.30 Uhr, da schmettert das Signal „Das Ganze halt!“ Die Übung ist zu Ende. Die Truppen haben etwas Tüchtiges hinter sich, aber sie haben sich vorzüglich gehalten. Die erheblichen Marschleistungen sind mit bewundernswerter Energie eines jeden Mannes stramm durchgeführt worden. Die Übung ist zu Ende, jetzt folgt ihre Krönung durch die Parade vor dem Feldmarschall. Die Parade findet in Kl. -Datzen statt, in der Nähe von Spirokeln, wo der Reichspräsident schon am frühen Morgen weilt. Das große Paradefeld bei dem Dörfchen Kl.-Datzen ist umsäumt von einer nach vielen Tausenden zählenden Zuschauermenge. Unübersehbar ist die Zahl der Kraftwagen und Krafträder, der Gespanne und Fahrräder, die Besucher zur Parade schon von den frühesten Morgenstunden herangebracht haben. Unter den Zuschauermassen dominieren die Uniformen, SA, SS, Stahlhelm, Hitler-Jugend, alles ist da, um das prächtige Schauspiel zu sehen. Eine besondere Note gibt dem Gewühl der Zuschauer der Besuch zahlreicher Schulen. Unter Führung ihrer Lehrer sind die Schulkinder der nahen und weiteren Umgebung herbeigekommen, und die jungen, fröhlichen Scharen marschieren singend und jubilierend zu ihren Plätzen.
Für den Reichspräsidenten, der die Parade persönlich abnimmt, ist ein umkränzter Ehrenplatz errichtet, und der Zuschauerschar kommt es bei der Auswahl der Plätze ebenso sehr darauf an, daß sie einen Blick auf den Feldmarschall gewinnen wie auf die große Parade selbst.
Endlich ist es so weit, die Parade beginnt. Das große Fest wird umrahmt von einer solchen Unmenge von Zuschauern, wie man es gar nicht für möglich gehalten hat. Sicherlich sind es mindestens 10—15 000 Menschen, die auf das Eintreffen des Reichspräsidenten und den Beginn der Parade warten. Gegenüber der Tribüne für den Reichspräsidenten erheben sich zwei Flaggenmasten mit den Fahnen der nationalen Erhebung, der Hakenkreuzflagge und der schwarz-weiß-roten Fahne. Das Publikum sucht möglichst hochgelegene Standpunkte. So ist ein großer Heuhaufen von Hunderten von Zuschauern bevölkert.
Der Reichspräsident trifft ein.
Kurz vor 12 Uhr trifft der Wagen des Reichspräsidenten auf dem Paradefeld ein. Kurz vorher kam schon der Wagen des Wehrkreiskommandeurs. Tausende von Armen strecken sich empor zum deutschen Gruß. Das Publikum schwenkt Flaggen zur Begrüßung, ,Hurra‘ und ,Heil‘ erklingt. Der Reichspräsident dankt aus seinem Wagen für die stürmischen Huldigungen. Der Wagen hält direkt vor der Tribüne. Der Generalfeldmarschall erhebt sich im Wagen, steigt ohne fremde Hilfe aus, elastisch ungebeugt durch sein hohes Alter.
Die Parade beginnt.
Als der Reichspräsident seinen Standpunkt erreicht hat, beginnt sofort der Vorbeimarsch. Neben dem Feldmarschall steht General von Rundstedt, der Gruppenführer I. Hinter ihm steht der Chef der Heeresleitung, General der Infanterie, von Hammerstein. Die Parade wird angeführt vom Wehrkreiskommandeur, General von Brauchitsch. Ihm folgt der Infanterieführer Oberst von Nie-belschütz. Dann kommt die Truppe. Das 1. Infanterieregiment in Kompaniefront, die vereinigten Musikkorps vorweg.
Man kann es sich vorstellen, wie die Zuschauermassen außer Rand und Band geraten. Teilweise werden sogar die Absperrungen durchbrochen. Der Parademarsch läßt die Augen leuchten. Wundervoll ist die Ordnung, die Präzision, mit der sich der Vorbeimarsch vollzieht.
Unbeweglich steht der Feldmarschall, von Zeit zu Zeit die Grüße der Offiziere erwiedernd. Hinter ihm bewegt sich im Winde die Standarte mit dem Reichsadler.
Das 1. Infanterie-Regiment ist vorüber. Nach 200 Schritt folgt, vorweg wieder die vereinigten Musiken, das Infanterie-Regiment 2. Wieder 200 Meter Abstand, dann kommt das I.-R. 3. In demselben tadellosen Paradeschritt, jeder Mann zusammengerissen, so marschiert die ganze Truppe vorbei. Die Musiken schwenken nach dem Vorbeimarsch ein und stellen sich gegenüber dem Reichspräsidenten auf. Der Infanterie folgt das Pionierbataillon. Den Pionieren im Trab das Artillerieregiment 1. So geht es mit ratternden Lafetten, mit jankendem Lederzeug über den Acker hinweg. Eine Schwadron des Reiterregiments 3 aus Allenstein folgt, wundervoll das Bild mit den kostbaren ostpreußischen Pferden, die Reihen tadellos ausgerichtet. Schließlich kommen die Nachrichtentruppen, die Fahrabteilungen und zuletzt die Kraftfahrerabteilung.
Das Paradefeld ist ein Acker des Gutsbesitzers Matthei, der als alter Soldat den Stoppelacker so lange geeggt und gewalzt hat, bis er zu einem idealen Gelände für den Parademarsch wurde. Wenn wir mit diesem Hinweis schließen, so soll der mehr sein, als eine einzelne kleine Episode von der Parade. Er soll der Beweis und das Beispiel sein für die Liebe und die Opferbereitschaft der ganzen Bevölkerung in dem Übungsgebiet der Reichswehr für die Soldaten. Diese Liebe und Opferbereitschaft, die man in Ostpreußen allenthalben findet und von Herzen gern unserer stolzen Reichswehr entgegenbringt.“