Der Gumbinner Elch in Weiß – Entstehungsmodell aus Gips, das V. 1910 in Marienbruch bei Tawellningken am Rußstrom, dem nördlichsten Mündungsarm der Memel, geschaffen hat.


© Fotos: Archiv KGG


Kleine Bronzestatue des Gumbinner Elchs von Ludwig Vordermayer

Durch einen glücklichen Umstand wurde die Kreisgemeinschaft Gumbinnen Eigentümer einer kleinen Elch-Statue, von es nur wenige Ausführungen geben soll. Recherchen ergaben, dass eine weitere Statue versteigert wurde und einen nicht unerheblichen Preis erzielte.

Zur Geschichte: Bevor 1912 das überlebensgroße Elchstandbild auf dem Gumbinner Magazinplatz enthüllt wurde hatte der Bildhauer Professor Ludwig Vordermayer zunächst ein kleines Tonmodell (s. oben) nach einem Elch bei Marienbruch an der Gilge angefertigt, der dort im Januar 1910 während des berüchtigten Schaktarps dicht beim Dorf unbeweglich „festsaß“. Nach diesem Tonmodell wurde über eine Vergrößerung in Gips der Gumbinner Elch dann in Bronze gegossen. Aber es diente auch zur Schaffung von kleinen Statuen in Original-Modellgröße.

Eine solche Elchstatue mit dem Signum „L. Vordermayer“ wurde „uns unter großem Beifall der Anwesenden bei der Zusammenkunft der ehemaligen Friedrichsschüler und Cecilienschülerinnen am 2. November 1984 in Hamburg von Dr. Friedrich von Gisycki als Geschenk für das Gumbinner Archiv überreicht“. So die Schilderung des Vorstands er „Ehemaligen“.

Der kleine Abguss 118 x 80 mm (Fußplatte) und 230 mm hoch, ist vom Bildhauer Ludwig Vordermayer auf der Fußplatte hinter dem linken Hinterlauf signiert und auf einer geschliffenen Granitplatte (190 x 85 x 20 mm) aufgeschraubt.

Was geschah mit den kleinen Modellen: Die Gumbinner Regierung hatte dem Vernehmen nach fünf solcher kleinen Elch-Abgüsse erworben, um sie gelegentlich als Abschiedsgeschenke an verdiente Reg.-Beamte zu verleihen. Diesen Abguss erhielt 1924 (?) Reg.-Dir. von Gysitzki.


© Fotos: H. Deutschmann



Was geschah mit dem Gumbinner Elch nach dem Zweiten Weltkrieg?

Nach dem 2. Weltkrieg stand der große Elch zunächst im Tiergarten von Kaliningrad / Königsberg, wurde aber 1991 wieder in Gusev / Gumbinnen, diesmal auf der früheren Königstraße, neben dem Kino Mir, in einer kleinen parkähnlichen Anlage aufgestellt.

Vier Jahrzehnte war es demnach unserem Elch dann vergönnt, an der ihm angestammten Stelle auf seinem Sockel zu thronen. Erwin Heisrath schreibt dann weiter:
„Es dauerte nicht mehr lange, bis der erste vernichtende Bombenangriff große Teile der Stadt in Schutt und Asche legte, den Elch aber unversehrt lies. Bald beherrschte nur noch Militär das Stadtbild. Auch ständiger Beschuss ließen den Elch nicht wanken. Dann wechselten die Uniformen, die Fahnen und die Sprachen. Von einem Rundgang durch Gumbinnen im Jahre 1948 berichtete ein Landsmann, dass der Elch immer noch stolz und gelassen von seinem Sockel blickt. Wie früher unternehmungslustige Gumbinner, so machten jetzt russische Offiziere Reitübungen auf dem bronzenen Rücken. Das Standbild hatte, bis auf einige Kugeleinbeulungen in seinem Fell, das Inferno des Krieges gut überstanden.
    Dann musste der Elch seinen schönen Platz an der Pissa aufgeben. An dieser Stelle wurden 1953 die sterblich Überreste des „Helden der Sowjetunion“ Sergej Iwanowitsch Gusev beigesetzt und ein kubistischer Sockel mit seiner Büste errichtet.
    Der Elch wurde nach Königsberg gebracht. Im Mai 1954 erschien im Ostpreußenblatt ein Foto, das vor einem Elchstandbild im Tiergarten in Königsberg aufgenommen war. Es sollte sich zweifelsfrei um den Gumbinner Elch gehandelt haben. So stand er jahrzehntelang dort etwas versteckt in der Nähe des Eingangs.
    Nachdem sich die politischen Verhältnisse grundlegend geändert hatten und die ersten ehemaligen Gumbinner mit den Gusevern, den russischen neuen Gumbinnern, Verbindung aufgenommen hatten, besann man sich in Gusev wieder auf den Elch. In zähen Verhandlungen gelang es, das Standbild wieder nach Gumbinnen zurück zu bringen. Im Januar 1991 war der Gumbinner Elch wieder in Gumbinnen. Da sein alter Platz inzwischen besetzt war, fand man einen neuen. In einer neuen Grünanlage, an der Ecke Königstraße/Sodeiker Straße wurde dem Gumbinnen-Rückkehrer ein neuer schöner Platz zugeteilt. Bei der Grundsteinlegung wurde nach russischer Sitte im Sockel eine Kopeke eingefügt, die sowohl dem Standbild als auch den freundschaftlichen Beziehungen zur Kreisgemeinschaft Gumbinnen Glück bringen soll.  Am 23. Mai 1991, dem erstmals in Gusev gefeierten „Tag der Stadt“, wurde das Standbild an seinem neuen Platz feierlich eingeweiht. Auf seinem am Pissaufer wiedergefundenen Sockel stehend, kann der Gumbinner Elch seitdem wieder auf seine Gumbinner blicken – auf die alten und auf die neuen.“    


© Fotos: Archiv KGG



Der Elch steht wieder in Gusev / Gumbinnen

Die Bürger von Gusev haben ihn schon gleich nach seiner Wiederkehr in ihr Herz geschlossen und sie sind Stolz darauf, dass er wieder nach Gusev / Gumbinnen, in seine alte Heimat zurückgekehrt ist.


© Fotos: Gerhard D. Thies, Archiv KGG



Mittlerweile bekam der Sockel unterhalb unseres Elches eine Steineinfassung und der Platz um ihn herum wurde gepflastert und mit Bäumen und Rasen parkähnlich gestaltet, so dass er in dieser Anlage auch wieder so richtig zur Geltung kommt.


© Foto: Gerhard D. Thies



Text: Horst Deutschmann – Fotos: Archiv KGG, Gerhard-D. Thies