Pfälzerwalde
Übersicht – Quelle: Gumbinnen von Dr. Grenz
Pfälzerwalde
(Budszedszen): Kirchspiel und Standesamtsbezirk Groß-Waltersdorf (Walterkehmen). Amtsbezirk Grünweiden (Grünweitschen) (Ortsteil von Jägershagen [Ribbinnen]). E.: 243. GH.: 910,— RM. G.: 174 ha. —
Lt. Verw.-Ber. 1898/99 war in diesen Jahren Lehrer Pfeil am Ort tätig. 1925: Lehrer Franz Hardt, 1937: Lehrer Otto Krack. 1932 einklassige Volksschule erwähnt. Laut Ortsfragebogen von 1966 war die Schule vor 1914 erbaut und einklassig. —
1937: Bürgermeister Bauer Friedr. Weber. —
Post: Sodehnen, Kr. Gumbinnen (16 km). —
Landwirte: Otto Ellmer, Fritz Scheffler. —
Bauern: Hermann Becker, Otto Eschmann, Fritz Franz, Fritz Henseleit, Fritz Krause, Fritz Lehmann, Gustav Lieder, Eduard Masekowitz, Franz Müller, Erich Müller (Besitzersohn), Franz Neubacher, Gustav Panskus, Hermann Perret, Ewald Peter, August Pliquet, Otto Post, Otto Pridat (Landwirtssohn), Otto Reuter, Richard Rohloff, August Scheffler, Reinhold Torner (Jungbauer), Friedrich Weber. —
Handwerker: Schmied Rudolf Bartel, Sattler Otto Fürstenberg, Schneidermeister Otto Grübner, Schmied Ferdinand Liegat, Maler Wilhelm Plickert, Zimmerer Franz Puschnerat, Schneidermeister Franz Rusch, Schuhmachergeselle Albert Stenkewitz. —
Weitere Berufe: Kutscher Walter Balschun, Hausbesitzerin Auguste Gerhardt, landw. Dienstbote Bruno Gehrke, Melker Fritz Justies, Kutscher Otto Kaltwang, Kätner August Lauks, Knecht Heinrich Meyhöfer, Losmann Otto Neumann, Kutscher Willi Peitschat, Straßenwärter Franz Plickert, Kutscher Artur Richert, Melker Emil Schenkewitz, Land- und Gastwirt Georg Schweinberger, Gastwirtsohn Reinh. Schweinberger, Dienstbote Walter Stein, Molkereibesitzer Fritz Steiner, Melker August Stern, Hausdame Clara Vandenelis, Milchkontrollassistent Otto Warburg. —
Deputanten: Ernst Mann, August Meyer, August Pfeifer, Franz Schodas. —
Arbeiter: Gustav Meyhöfer (Landarbeiter), Otto Peter (Landarbeiter), Otto Plickert (Landarbeiter), Ernst Romeike (Freiarbeiter), Karl Stenkewitz, Franz Weiduschat, August Weller, Johann Zwickies (Landarbeiter). —
Sozialstatus: 3 Altsitzer, 1 Altsitzerin, 2 Rentenempfänger, 1 Rentnerin, 5 Witwen, 1 Kriegerwitwe, 1 Kriegsinvalide; —
1925: 1 Lehrer, 1 Molkereibesitzer (Paul Hartmann), 21 Besitzer, 1 Werkmeister a. D. (Adolf Hartmann), 1 Gastwirt (Georg Schweinberger), 1 Schmied, 2 Schuhmacher, 1 Sattler, 2 Schneider, 1 Wirtschafter (Franz Neubacher), 1 Melker, 1 Wirtin (Anna Pest).
Im Archiv der Kreisgemeinschaft 1 Ortsfragebogen von 1966.
Danach Bürgermeister Friedrich Weber bis zur Vertreibung im Amte. Der Ort lag an der Schwentischke. —
Ein 2. OF von 1966 nennt als letzten Amtsbezirk Sodehnen (Heinsort) mit Amtsvorsteher Julius Karos.
Zuständiger Polizeiposten in Groß-Waltersdorf o. Grünweiden (Grünweitschen). 1
Gastwirt. Kaufladen von Georg Schweinberger.
6 selbständige Handwerker: 1. Fritz Steiner (Meiereibetrieb). 2. Ferdinand Liegat (Schmiedemeister). 3. Rudolf Bartel (Schmiedemeister). 4. Otto Fürstenberg (Sattlermeister). 5. Franz Puschnerat (Tischler und Zimmermann). 6. August Lauks (Maurer). —
20 Bauern: 1. Otto Ellmer, 2. Fritz Lehmann. 3. Franz Müller. 4. Otto Reuter. 5. Fritz Krause. 6. Franz Neubacher. 7. Otto Eschmann. 8. Ewald Peter. 9. Hermann Perrett. 10. Eduard Masekowitz. 11. Richard Rohloff. 12. Gustav Lieder. 13. Otto Post. 14. Fritz Weber. 15. Hermann Becker. 16. Gustav Panskus. 17. Friedrich Henseleit. 18. August Pliquett. 19. August Scheffler. 20. Fritz Franz. —
Im 18. Jahrhundert Pfälzer, Schweizer und Salzburger angesiedelt. —
Verkehrslage: An der Kreisstraße, 14 km nach Gumbinnen, 4 km zum Bahnhof Walterkehmen (Groß-Waltersdorf).
„Die Gemeinde hat im Ersten Weltkrieg stark gelitten. Am 19. August 1914 wurde das Dorf fluchtartig verlassen. Am 20. August 1914 gab es starke Kämpfe bei Walterkehmen. Beide Seiten hatten hohe Verluste; daher die großen Heldenfriedhöfe in Pfälzerwalde, Waldaukadel und Mattischkehmen. Alles war nachher geplündert und sehr viele Gehöfte abgebrannt. Als der Feind nach der Schlacht bei Tannenberg zurückmußte und am 12.09.1914 bei uns durchrückte, wurden Menschen erschossen und verschleppt, und wiederum wurde viel geplündert und in Brand gesetzt. Dann war die Heimat feindfrei bis zum November 1914. Wiederum kam der Russe ins Land, und gerade unsere Gegend an der Schwentischke wurde Kampflinie von November 1914 bis Ende Februar 1915. Als der Feind nach der Schlacht an den Masurischen Seen räumen mußte, war wiederum alles verwüstet und geplündert. Aber von Ende März bis Anfang April 1915 kamen alle Einwohner zurück, und es begann der Aufbau. Innerhalb weniger Jahre waren alle Schäden beseitigt“ (Fritz Lehmann). —
In einem Brief von Fritz Maschke vom 25. 3. 1961 heißt es:
„Vor 1914 haben unsere Bauern sehr einfach gelebt. Betrat man an Sonn- und Feiertagen die gute Stube, so waren die Dielen stets weiß gescheuert und mit Sand und Kalmus ausgestreut. Auf einer alten Kommode stand gewöhnlich ein Phonograph mit einem Riesentrichter. Nach dem Ersten Weltkrieg, so um 1920 herum, wurden die Dielen mit Ölfarbe gestrichen und mit Teppichen ausgelegt, dazu kamen gute Möbel, elektrische Beleuchtung nebst Rundfunkanlage. Verschwunden war auch das berühmte Himmelbett mit dem ca. 1/2 Zentner schweren Federndeckbett. —
Einmal, es mag 1910 gewesen sein, war ich bei einer Viehzählung in Budszedszen anwesend. Da mir der genaue Viehbestand bei meinem Onkel bekannt war, gab er mir den Auftrag, überall die doppelte Zahl des Viehbestandes einzutragen. Auf meine erstaunte Frage, weswegen diese Falschmeldung vorgenommen werden solle, gab er zur Antwort, daß wir Bauern so handeln müssen, damit unsere Regierung die Grenzen schließt und nicht so viel von Rußland eingeführt wird. Unser Freund in der Regierung ist der Landwirtschaftsminister Graf von Posadowsky, der unsern Antrag über die Grenzschließung befürwortet hat. —
Vor 1914 hatte ich zur Ausübung der Jagd auf dem Grundstück meines Onkels einen Jahresjagdschein, der damals nur 20,— Mark gekostet hatte. Jeder Bauer, der über 200 Morgen zusammenhängendes Land besaß, konnte die Jagd selbständig ausüben, wovon ich auch gehörig Gebrauch gemacht habe. Hauptsächlich habe ich Hasen und Rebhühner und einmal einen Fuchs erlegt. Zu den Treibjagden, die zwischen Weihnachten und Neujahr stattfanden, kamen gewöhnlich Gendarmeriebeamte, um die Jagdscheine zu kontrollieren. Weil der größte Teil der Jungbauern ohne Jagdschein war, erfanden sie eine List. Am Sitz der Gendarmerie-Station, z. B. in Walterkehmen, wurde durch Gespräch verbreitet, daß an dem und dem Tag in Praßlauken eine Jagd stattfinde. Der wirkliche Ort Sodehnen aber wurde geheimgehalten. Erst nach Abschluß der Treibjagd trafen dann die genasführten Gendarmen am richtigen Orte ein, fanden aber keinen Jagdschützen, der unberechtigt ein Gewehr trug, vor. —
In Budszedszen im Schwentischkebach, der bei Baitschen in die Pissa mündete, habe ich auch die Fischerei mit Netzen betrieben. Man fing Hechte, Quappen, Barse, Aale und Plötze. In den neunziger Jahren war der Bach sehr krebsreich.“