Bedeutende Persönlichkeiten
nach verschiedenen Quellen (Quelle: Gumbinnen Dr. Grenz)
Wenn wir von bedeutenden Persönlichkeiten aus dem Kreise Gumbinnen sprechen, dann meinen wir nicht nur jene, die auf dem Gebiet der Kunst, der Wissenschaft oder der Politik einen Rang einnehmen, der die Grenzen des Kreises sprengt, sondern wir wollen ebenso derjenigen gedenken, die sich in unserem Heimatkreis und um ihn verdient gemacht haben. Als Vorarbeiten zu diesen Ausführungen hat Dr. phil. Herbert Kirrinnis eine systematische Zusammenstellung der in Betracht kommenden Persönlichkeiten auf der Grundlage der „Alt-preußischen Biographie“ angefertigt, und im Nachlass von Otto Gebauer finden sich vor allem Ausführungen über die für den Kreis Gumbinnen und seine Geschichte wichtigen Personen.
Wir werden im folgenden die Namen in alphabetischer Reihenfolge zusammenstellen und die wichtigsten Daten und Gegenstände ihrer Arbeit besprechen.
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Abromeit, Prof. Dr., geb. 17.02.1857 in Paszleidszen, Kr. Tilsit, 1871—76 Realprogymnasium in Gumbinnen, Abitur Realgymnasium auf der Burg in Königsberg 1879. Bedeutender Botaniker. Die „Abromeitiella pulvinata" ist eine von mehreren nach ihm benannten Pflanzen. Sein ausführlicher Lebenslauf an einem Aufsatz von Dr. Dr. Gross im Ostpreußenblatt.
Adomat, Karl Ludwig, Guts- und Ziegeleibesitzer in Sodeiken bei Gumbinnen. Als Landwirt und besonders als Pferdezüchter wurde er weit über die Grenzen Ostpreußens bekannt, gestorben 08.07.1956.
Albers, Johann Christoph, geb. 1795 in Bremen, gest. 1857 in Stuttgart, war 1821 Reg.- und Medizinalrat in Gumbinnen, wurde 1840 Direktor der Tierarzneischule in Berlin und machte sich durch seine Untersuchungen über die Cholera in Russland und über Botanik und Konchyliologie einen Namen.
Albert, Gustav, geb. 21.08.1853 in Gumbinnen. Professor der Naturwissenschaften, Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Arnoldt, Karl David Richard, geb. 1845 in Gumbinnen als Sohn des vorgenannten J. F. Julius A. Er besuchte das Friedrichsgymnasium seiner Vaterstadt und studierte in Bonn, Leipzig und Königsberg Philologie, promovierte 1868 in Königsberg und war zuletzt Gymnasialdirektor in Altona. Im Druck sind erschienen: „Die Chorpartien bei Aristophanes, scenisch erläutert." Leipzig 1873. — »Die Technik des Euripides" Halle 1878. — „Der Chor im Agamemnon des Äschylos". Halle 1881.
Arnoldt, Johann Friedrich Julius, geb. 1816 in Wehlau, gest. 1892 in Rauschen, besuchte seit 1828 das Friedrichsgymnasium in Gumbinnen (Reifeprüfung 1834), promovierte 1843 in Königsberg und war dann Probekandidat und Hilfslehrer am Altstädtischen Gymnasium und am Friedrichskolleg, 1844 Hilfslehrer am Friedrichsgymnasium in Gumbinnen, 1849 Oberlehrer, 1856 Professor, 1861 Direktor an derselben Anstalt. Seit 1883 im Ruhestand in Königsberg. Er verfasste ein zweibändiges Werk über die Anschauungen und Grundsätze des Schöpfers des preußischen höheren Schulwesens, Friedrich August Wolf (Braunschweig 1861/62). Außerdem verfasste er: „Timoleon, eine biographische Darstellung", Gumbinnen 1850 und Studien über griechische Historiker in Gumbinner Schulprogrammen 1846, 1848, 1851. Ein hinterlassenes Lexikon zu dem römischen Geschichtsschreiber Velleius Paterculus ist ungedruckt geblieben.
Bahrfeldt, von, Max Ferdinand, geb. 1856 in Wilmine, Kr. Templin, gest. 1936 in Halle, kam 1904 als Oberst und Kommandeur des Füsilier-Regiments Graf Roon nach Gumbinnen, ging 1907 als Brigadekommandeur nach Rastenburg und wurde 1910 Divisionskommandeur in Allenstein. Nach dem Ersten Weltkrieg von den Alliierten auf die Proscriptionsliste gesetzt. Seine Bedeutung auf dem wissenschaftlichen Sektor lag in der Münzkunde, wo er zahlreiche Veröffentlichungen hervorgebracht hat.
Barkowksi, Martin, Bürgermeister von Gumbinnen von 1893—1915, führte die Entwicklung der Stadt von der Kleinstadt zur Mittelstadt, setzte sich tatkräftig für den Bau der Eisenbahnlinien Gumbinnen—Wehrkirchen (Szittkehmen) und Gumbinnen—Angerapp (Darkehmen) ein, legte Kanalisation und Wasserwerk an.
Bartezky, Julius, geb. 1854 in Marienburg, gest. 01.12.1943 in Gumbinnen, war Studiendirektor der Cecilienschule und kam 1883 als solcher nach Gumbinnen. Die Schule nahm unter seiner Leitung einen ungeahnten Aufschwung. Er war Mitglied des Gemeindekirchenrates, Stadtverordneter und Stadtverordnetenvorsteher. Die Stadt hat ihm viel zu verdanken.
Below, von, Georg Anton Ludwig, geb. 1858 in Königsberg, gest. 1927 in Freiburg im Breisgau, auf dem Gute von Serpenten aufgewachsen, besuchte das Gymnasium in Gumbinnen, studierte Geschichte und verfasste zahlreiche Schriften zur Verfassungsgeschichte. Er begann mit der Herausgabe der Landtagsakten von Jülich-Berg (Bd. I. 1895, Bd. II. 1907), habilitierte sich 1886 und wurde Professor an den Universitäten Münster, Marburg/Lahn, Tübingen und Freiburg, Mitherausgeber der Viertel Jahresschrift für Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte. Ab 1917 wegen seiner konservativen Auffassung vielfach angegriffen, erfuhr er manche Zurücksetzung.
Bender, Karl Ludwig, geb. 1811 in Königsberg, gest. 1893 in Gumbinnen, kam aus sehr armen Verhältnissen, bestand 1830, ohne eine höhere Schule zu besuchen, die Reifeprüfung und studierte in Königsberg alte Sprachen und Geschichte, wurde Hauslehrer bei der Familie Käswurm in Puspern, 1841—1851 am Altstädtischen Gymnasium in Königsberg, kaufte das Gut Katharinenhof und wurde politisch tätig, so als Stadtverordneter in Königsberg (1847—51); von 1861—1885 gehörte er dem preußischen Abgeordnetenhause an und zählte zu den Gründern der Fraktion Jung-Litauen und der daraus hervorgegangenen Fortschrittspartei. B. war ein typischer Vertreter des geistig hochstehenden bürgerlichen Liberalismus Ostpreußens. Durch seine Gattin, Ida Käswurm, war er ein Schwager des Freiherrn Leopold von Hoverbeck.
Bergenroth, Julius, geb. 1818 in Marggrabowa (Treuburg), gest. 1896 in Berlin, war zuerst Oberlehrer am Gymnasium in Gumbinnen, ging 1850 an das Gymnasium nach Thorn, wurde dort Stadtverordneter, Stadtverordnetenvorsteher und von 1871—1885 Vertreter des Wahlbezirks Thorn-Kulm im preußischen Abgeordnetenhaus (Fortschrittspartei), schied 1882 aus dem Schuldienst aus und wurde Ehrenbürger der Stadt Thorn.
Bergius, Karl Ludwig, geb. 1716 in Pillau, gest. 1767 in Königsberg, widmete sich dem Bauwesen, wurde 1732 Condukteur (Bauführer) bei der litauischen Kammer in Gumbinnen, 1763 Kriegs- und Domänenrat bei der Kammer in Königsberg, hatte 1753—58 die Bauleitung bei Errichtung des Barock-Rathauses in Tilsit und 1757—60 beim Bau der litauischen Kirche (Landkirche) daselbst.
Blaskowitz, Johannes Albrecht - Generaloberst, Sohn des Pfarrers Hermann Blaskowitz († 30.04.1919 in Stallupönen), geboren am 10.07.1883 in Paterswalde Kreis Wehlau, bekannt als deutscher Heerführer im Zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende war er im Lager Allendorf, wo General der Artillerie H. Sinnhuber ihn antraf und darüber schreibt: „Im Lager Allendorf war zeitweise Generaloberst Blaskowitz deutscher Lagerführer. Sein Vater war als Pfarrer aus Walterkehmen eine bekannte Persönlichkeit gewesen. Über den Ehrenrat — es war mehr eine Schlichtungsstelle für gelegentlich aufkommende, in unserer Lage unvermeidbare Meinungsverschiedenheiten — hatte ich häufig mit Generaloberst Blaskowitz zu tun. Wir sprachen uns auch sonst oft ganz unter vier Augen bei einem Glas Tee. Er war ein tief gläubiger Mann. Über den allverehrten Pfarrer Lic. Gemmel, der mich konfirmiert hatte, kamen wir auch auf dessen tief ergreifende Grabrede, die er dem unter so besonders tragischen Umständen in Insterburg im Duell gefallenen Bruder von Blaskowitz bei der Beisetzung in Gumbinnen gehalten hatte. Generaloberst Blaskowitz kam vor das Nürnberger Tribunal und ist dort am 5. 2. 1948 den Freitod gestorben. Es hat mich tief erschüttert und bleibt mir nach allen Gesprächen, die ich — gelegentlich auch in Gegenwart seiner Gattin — mit ihm geführt hatte, immer unfaßbar."
Blumenthal, von, Adam Ludwig, geb. 1891 i. d. Prignitz, gest. 1761 in Berlin, 1736 vom König zum Chef des Deputationskollegiums in Gumbinnen als Nachfolger M. C. von Bredows berufen; gleichzeitig wurde er Wirkl. Geh. Etats-Minister und nach Abtrennung der Litauischen Kriegs- und Domänenkammer deren erster Präsident. Friedrich der Große ernannte ihn 1745 nach dem Tode von Görnes zum dirigierenden Minister beim Generaldirektorium für das litauische Departement. Er blieb Minister bis zu seinem Tode.
Borbstädt, Adolf, geb. 1803 in Gumbinnen, gest. 1873 in Berlin, machte eine militärische Laufbahn bis zum Obersten, als der er 1857 verabschiedet wurde, gewann Bedeutung in der militärwissenschaftlichen Literatur, leitete seit 1863 die Militärliteraturzeitung, seit 1866 das neu organisierte Militärwochenblatt, das 1870/71 täglich erschien, verfasste die Geschichte der Kriege von 1866 und 1870/71, die große Verbreitung fanden.
Bramann, von, Fritz Gustav, geb. 1854 in Wilhelmsberg, Kr. Darkehmen (Ange-rapp), gest. 1913 in Halle/Saale, Abiturient der Friedrichsschule in Gumbinnen, studierte Medizin 1875—79 in Königsberg, Assistenzarzt am dortigen städtischen Krankenhause, seit 1884 an der chirurgischen Klinik in Berlin, im November 1887 von Kaiser Wilhelm I. mit der Behandlung des in San Remo krank liegenden Kronprinzen betraut, bei dem er im Februar 1888 unter schwierigen Verhältnissen den Luftröhrenschnitt ausführte. Kaiser Wilhelm II. verlieh ihm den erblichen Adel.
Brandes, Ernst, geb. 1862, gest. 1935, studierte Jura in Leipzig und Halle, danach Gerichtsreferendar in Gumbinnen und Königsberg, 1914 Präsident der Landwirtschaftskammer in Königsberg, trat 1933 zurück.
Brandtner, Hermann, geb. 1887 in Klein-Warningken, nach dem Tode von Rechnungsrat Wenghofer Rendant der Salzburger Anstalt in Gumbinnen, als Postrat a. D. Ab 1931 Mitglied des Vorsteheramtes und Vorstandsmitglied des Salzburger Vereins.
Bredow, von, Matthias Christoph, geb. 1685, gest. 1734, wurde nach der Gründung der Kriegs- und Domänenkammer Präsident des Litauischen Departements, stammt aus der Mark Brandenburg. Friedrich Wilhelm I. vertraute ihm die Einrichtung der litauischen Deputation an, die schließlich 1724 in Gumbinnen ihren Sitz fand. Was in Litauen volkswirtschaftlich und bevölkerungspolitisch von jetzt ab geschah, ist zum großen Teil v. Bredows Werk. Für ganz Preußen war von Bedeutung, dass auf seine energischen Vorstellungen hin die von Görne betriebene Administration der Domänen zugunsten der Verpachtung verfiel. Seine Verdienste erkannte der König an, indem er ihn 1726 zum Wirkl. Geh. Etats- und Kriegsrat bestellte und ihm einen Sitz in der Preuß. Regierung einräumte. Als er im 49. Lebensjahre starb, schrieb der König an den ersten Kammerpräsidenten von Lesgewand: „Ich habe einen treuen und großen Minister und Ihr einen ehrlichen und fleißigen Gehülfen und Freund an ihm verloren."
Broscowius, von, Johann Daniel, geb. 1745 in Ruß, Kr. Heydekrug, gest. 1809, seit 1807 Präsident an der Kammer in Gumbinnen; hier hat er bei Durchführung der staatswirtschaftlichen Reformen der Steinschen Epoche erfolgreich mitgewirkt. Die 1809 angebotene Stelle als Regierungspräsident in Marienwerder konnte er wegen seines Todes nicht mehr antreten.
Burchard, Karl, Regierungsassessor und Rittergutsbesitzer in Schöppenfelde, war von 1840—1889, also 49 Jahre lang, Landrat des Kreises Gumbinnen. Er starb als Geheimer Regierungsrat a. D. im 89. Lebensjahr in Königsberg.
Bussas, Franz, Mühlen- und Gutsbesitzer in Norutschatschen. Er erbaute im Verbindungsweg Goldaper Straße zur Mühlenstraße um 1900 die ersten sieben Häuser. Die Straße wurde nach ihm benannt. Er setzte sich tatkräftig für die Eingemeindung von Norutschatschen nach Gumbinnen ein.
Cappeller, Karl Johann Wilhelm, geb. am 22.03.1840 in Alexkehmen, Kr. Stallupönen (Ebenrode), gest. 1925 in Jena, besuchte das Gymnasium in Gumbinnen, studierte seit 1860 indogermanische Sprachen, Sanskrit und Litauisch in Berlin, Leipzig, Paris und London. Er gab später viele Sanskrittexte heraus und auch litauische Aufzeichnungen aus dem Kreise Stallupönen (Ebenrode) mit Anmerkungen und Wörterbuch (1904), erschienen in Mitteil, d. Lit. literer. Ges. 4 (1915), und 2. Aufl. Preuß. Holland 1925.
Cappeller, Karl Johann Wilhelm, geb. am 22.03.1840 in Alexkehmen, Kr. Stallupönen (Ebenrode), gest. 1925 in Jena, besuchte das Gymnasium in Gumbinnen, studierte seit 1860 indogermanische Sprachen, Sanskrit und Litauisch in Berlin, Leipzig, Paris und London. Er gab später viele Sanskrittexte heraus und auch litauische Aufzeichnungen aus dem Kreise Stallupönen (Ebenrode) mit Anmerkungen und Wörterbuch (1904), erschienen in Mitteil, d. Lit. literer. Ges. 4 (1915), und 2. Aufl. Preuß. Holland 1925.
Clemens, Reinhold, Regierungs-Rat und 1. Direktor des Friedrichsgymnasiums zu Gumbinnen, geb. 1764 im Kreise Marienburg, gest. 1821 in Gumbinnen. Gegen Ende seiner Laufbahn im Jahre 1808 wurde er als Kgl. Schulrat und Mitglied des in Gumbinnen neu gegründeten Konsistoriums für Kirchen- und Schulsachen und zugleich zum Rektor der Gumbinner Friedrichsschule (Lateinschule) ernannt, die bald darauf als Kgl. Provinzialschule anerkannt wurde. 1810 wurde er Regierungsrat, 1812 der erste Direktor der zum Gymnasium erhobenen Friedrichsschule. Im Jahre 1811 gab er den Anstoß zur Begründung der Gumbinner Cecilienschule, der ältesten höheren Mädchenschule Ostpreußens. Auf C. geht übrigens auch der Titel Oberlehrer zurück, der erst im 20. Jahrhundert durch den Titel Studienrat abgelöst wurde. Schriften zur Reform des Schulwesens finden sich in den Programmen der Gumbinner Friedrichsschule von 1809, 1810, 1813, 1814, 1815 und 1817. In seinen letzten Lebensjahren hatte er unter schwerer Krankheit zu leiden.
Corvin-Wiersbitzki, von, Otto Julius Bernhard, geb. 12.10.1812 in Gumbinnen, gest. 23.09.1886 in Dresden, eines der buntesten Menschenschicksale, die man sich denken kann. Im Jahre 1824 begann er mit der militärischen Laufbahn, die er wegen seiner freigeistigen Art 1835 abbrechen musste. Im Februar 1848 stand er in Paris auf den Barrikaden, beteiligte sich dann an der „Deutschen Legion" Herweghs, flüchtete in die Schweiz, kam wieder nach Berlin und betätigte sich in der äußersten Linken der vormärzlichen Bewegung. Im Mai 1849 griff er bei dem demokratischen Aufstand in Baden erneut zu den Waffen, wurde zum Tode verurteilt, aber begnadigt und verbrachte 6 Jahre im Gefängnis. Danach ging er nach London und von dort 1861 als Zeitungsberichterstatter über den Sezessionskrieg nach Amerika, trat in das Heer der Nordstaaten ein, wurde Oberst und kam in das Kriegsministerium. 1867 kehrte er nach Deutschland zurück und lebte als Berichterstatter ausländischer Zeitungen. Als solcher hat er auch den Krieg 1870/71 miterlebt. Schließlich gehörte er zu den Mitbegründern des Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverbandes. Schriftstellerisch arbeitete er radikal gegen die katholische Kirche und gab den berühmt-berüchtigten „Pfaffenspiegel" heraus, in dem er Zustände und Leben in der Kirche lächerlich zu machen versuchte und als Folge von Betrug und Gemeinheit erscheinen ließ. Das Buch war insofern geschickt und schwer angreifbar abgefasst, weil C. nur Quellen kirchlicher Natur benutzte.
Weitere Informationen auch unter https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Corvin
Czwalina, Arthur, Oberstudiendirektor von 1923 bis 1937 an der Friedrichsschule. Er war ein Mathematiker von Ruf, der durch wissenschaftliche Veröffentlichungen und durch die Neubearbeitung mathematischer Lehrbücher (Kambly-Thaer) einen Namen hatte.
Degner, Arthur, Maler, Professor an der Hochschule für bildende Künste. Man schreibt von ihm: „Wenn der Sinn aller Kunst darin besteht, vom Abbild in allen Bereichen frei zu kommen, um zum Ziel aller echten Kunst zum Sinnbild zu werden, so kann man in unserem Falle nur sagen, dass Degner in unzähligen Werken und musterhafter Form es verstanden hat, dieses Ziel zu erreichen. D. ist geb. am 02.03.1888 in Gumbinnen.
Dewischeit, Friedrich Karl August, geb. 05.03.1805 in Königsberg, gest. am 27.08.1884 in Gumbinnen; sein Vater war Stadtpolizeikommissar von Königsberg. Er war Jurist und Philologe, 1829—1845 Lehrer am Gymnasium in Lyck, 1845—1854 Direktor des Progymnasiums in Hohenstein, 1854—1876 Professor am Gymnasium in Gumbinnen. Er war dichterisch veranlagt und hoch musikalisch. Die Schönheit der masurischen Landschaft veranlasste ihn, u. a. 5 Masurenlieder zu verfassen und zu vertonen. Unter ihnen war das Leid „Wild flutet der See", das ursprünglich „Des Masuren Wanderlied" hieß, das bekannteste; es ist das Nationallied der Deutschen in Masuren geworden. Er betätigte sich auch sportlich: Turnen, Schwimmen, Schlittschuhlaufen, Fechten und war ausgezeichneter Jäger und Schütze. In Lötzen ist ihm 1915 ein Denkmal gesetzt worden. Die Urschrift des Liedes „Wild flutet der See" wurde in der vaterländischen Gedenkhalle in Lötzen aufbewahrt. In Lyck stand eine Dewischeit-Birke mit Gedenktafel.
Dieckert, Kurt, Oberregierungs- und Baurat an der Regierung Gumbinnen, geb. 17.12.1893 in Allenburg, gest. 02.11.1959 in Hannover. Mitarbeiter am „Gum-binner Heimatbuch", Mitverfasser von „Der Kampf um Ostpreußen".
Dodilett, Gustav (* 24.06.1820 in Angerburg; † 9. Februar1894) war Regierungsrat und Mitglied des Deutschen Reichstags. Dodilett besuchte das Gymnasium in Gumbinnen und die Universität Königsberg. Er machte das Examen als Regierungs-Referendar in Gumbinnen und 1846 das Staatsexamen in Berlin. Dodilett wurde zur Bekämpfung des Notstandes in Gumbinnen als Assessor beschäftigt und im Oktober 1847 der Generalkommission in Breslau überwiesen. Von September 1848 bis Januar 1852 verwaltete er das Landratsamt in Pillkallen und war dann Landrat in Insterburg bis 1. Februar 1871 und dann Regierungsrat in Gumbinnen. Seit 1. Oktober 1873 war er Ober-Regierungsrat und Dirigent der Kirchen- und Schulabteilung. Mit Errichtung des Verwaltungsgerichts Gumbinnen war er dessen Vorsitzender bis 1878. Außerdem war er Landtagsabgeordneter für den Kreis Insterburg-Gumbinnen von 1867 bis 1869. Von November 1888 bis 1893 war er Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Insterburg und die Deutschkonservative Partei. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Dodilett)
Domhardt, von, Johann Friedrich, geb. 13.09.1712 in Allrode am Harz, gest. am 20.09.1781. Sein Vater Just Heinrich D. war Gutsverwalter. D. besuchte die Schulen in Halberstadt und Tilsit und lernte als praktischer Landwirt bei seinem Vater, der 1724 als Administrator, später als Pächter des Domänenamtes Althof-Ragnit nach Ostpreußen gegangen war. Im Jahre 1724 übernahm D. selbst die Domänenpacht Althof, zu der er 1736 noch die Pacht der Domäne Sommerau dazunahm. Beide bewirtschaftete er bis 1746, als ihn König Friedrich II. zum Kriegs- und Domänenrat ernannte, zuerst bei der Kammer in Königsberg, dann in Gumbinnen, wo er im besonderen die Reorganisation des Trakehner Gestütes mit großem Erfolg durchführte. Sein Aufgabenkreis erweiterte sich erheblich, als im Siebenjährigen Kriege Ostpreußen von den Russen besetzt wurde. Als Präsident der Domänenkammer in Gumbinnen unter russischer Aufsicht verstand er es, durch kluge Behandlung der russischen Aufpasser weitgehend für die Schonung der Provinz zu sorgen. Auch die Verbindung mit Friedrich II. konnte er dauernd aufrechterhalten und die Armee auf Umwegen mit Geldmitteln und Getreidelieferungen unterstützen. Nach Eintritt des Friedens übertrug ihm der König auch das Präsidium der Königsberger Kammer. Trotz großer Schwierigkeiten setzte er den Bau des Johannisburger Kanals durch. Mit der Erwerbung Westpreußens 1772 vergrößerte sich sein Aufgabenbereich abermals. Er hatte die Kriegs- und Domänenkammer in Marienwerder einzurichten, das Domänenwesen, die Justizverwaltung, die Heeresverwaltung, die Ansiedlung neuer Kolonisten zu organisieren. In Gumbinnen ist auf Domhardts Anregung die Friedrichsschule ausgebaut und ein neues Schulgebäude errichtet worden.
Donalitius, (Donaleitis), Christian, geb. 01.01.1714 in Lasdinehlen bei Gumbinnen, gest. am 18.02.1780 in Tollmingkehmen, Kr. Goldap. Sein Vater war kölmischer Bauer. Er studierte Theologie in Königsberg und mehrere Sprachen, darunter das Litauische, wurde 1740 Kantor in Stallupönen, 1742 Rektor und 1743 Pfarrer in Tollmingkehmen. Er war ein wirksamer Kanzelredner und ungewöhnlich vielseitig begabt; so stellte er optische Gläser her, Thermometer, Barometer, Klaviere usw. Seine eigentliche Bedeutung liegt darin, dass er der einzige Kunstdichter der preußischen Litauer war. Seine literarischen Zeugnisse hat er selbst aber nicht veröffentlicht, erst 1818 gab Rhesa vier Idyllen „Das Jahr in vier Gesängen" in deutscher Sprache und 1825 die Fabeln des Äsop in litauischer Sprache heraus. Im Jahre 1865 veröffentlichte August Schleicher die litauischen Dichtungen des Donalitius mit Glossar in Petersburg, 1869 Nesselmann „Litauische Dichtungen nach der Königsberger Handschrift". Eine Übersetzung mit Erläuterungen von Louis Passarge erschien 1894. Ein Gedenkstein für Donalitius stand bis 1945 noch im Gutspark von Lasdinehlen. Es ist so sicher falsch, den Geburtsort in Lasdinehlen, Kr. Pillkallen (Schloßberg) zu suchen.
Ehrenreich, Johann Eberhard Ludwig, geb. 1722 in Frankfurt a. M., gest. 08.01.1803 in Gumbinnen, studierte Chemie, Naturkunde und Medizin, gründete 1758 bei Stockholm eine große Fayencefabrik, von der er sich aber schon 1766 zurückzog. In Stralsund erbaute er eine neue, die bei Explosion des Pulverturms zerstört wurde; so machte er 1775 in Königsberg zum dritten Male den Versuch, ein solches Unternehmen zu betreiben. Doch 1787 brach auch dieses zusammen. Seine Erzeugnisse bilden noch heute beliebte Schaustücke in deutschen Museen. Über die letzten Lebensjahre des beweglichen, etwas abenteuerlichen Mannes weiß man nur, dass er nach Gumbinnen verschlagen wurde und dort im 80. Lebensjahre verstarb.
Fiedler, Wilhelm, geb. 28.08.1891, von Beruf Lehrer, war Gauspielwart der Deutschen Turnerschaft in Ostpreußen, heute Gaualtersturnwart. Sein tatkräftiger Einsatz brachte das Spielwesen der Turner auf eine beachtliche Höhe.
Flottwell, von, Eduard, geb. 23.07.1786 in Insterburg, gest. 25.05.1865 in Berlin. Er war 1812 zum Oberlandesgerichtsrat in Königsberg ernannt worden. Auf Betreiben Theodor von Schöns wurde er jedoch wenige Monate später als Rat und Justitiar an die Regierung nach Gumbinnen berufen und trat damit in die Verwaltung über. Als Kommissar für die Verpflegungs- und Einquartierungsangelegenheiten entfaltete er in den Jahren 1812 und 1813 eine verdienstvolle Tätigkeit. Im Jahre 1816 verließ er Gumbinnen und wurde Oberpräsident in Danzig. Es folgte noch eine wechselvolle, aber doch steigende Karriere im Verwaltungsdienst. Eine Tochter heiratete den späteren Konsistorialpräsidenten Immanuel Hegel, einen Sohn des großen Philosophen.
Frentzel, John Peter, geb. 16.02.1816 in Memel, gest. 15.06.1886, im Jahre 1847 siedelte er sich im Kreise Gumbinnen an und verwaltete die Güter Flicken und Perkallen, letzteres kaufte er. Er wohnte meist in Norutschatschen und widmete sich neben der praktischen auch der wissenschaftlichen Landwirtschaft, speziell der Hippologie, ebenso als Freisinniger auch der Politik. Als „Junglitauer" schloss er sich der 1861 gegründeten Fortschrittspartei an. Ein Flugblatt: „Was tut dem Landmann in Preußen not?" brachte ihn wegen Verleumdung des Staatsministeriums 1864 vor Gericht; er wurde 1865 freigesprochen, erhielt aber 2 Monate Gefängnis wegen Majestätsbeleidigung, die er im Gumbinner Gefängnis absaß. Er versah viele Ehrenämter. Im Jahre 1865 erschien das von ihm bearbeitete Trakehner Stutbuch, danach das Stutbuch englischer Vollblutpferde. F. starb in einem Königsberger Krankenhaus und fand in Flicken bei Gumbinnen seine letzte Ruhestätte.
Friese, Richard, geb. 1854 in Gumbinnen, gest. 1917 in Zwischenahn. Nach dem Schulbesuch musste er als Schreiber beim Landratsamt und beim Magistrat in Gumbinnen arbeiten, fühlte sich aber von Jugend auf zur Malerei berufen. 1871 wurde er aus Mangel an Mitteln zum Studium Lithograph in Berlin. 1874/75 besuchte er die Kunstgewerbeschule und arbeitete bei Steffeck und Meyerheim. Im Jahre 1877 endlich wurde er Schüler der Kunstakademie in Berlin. In seinen Ferien entdeckte er künstlerisch das Ibenhorster Elchrevier. Kaiser Wilhelm II. förderte und schätzte ihn sehr. Durch häufigen Aufenthalt in Rominten ist F. der Tier- und Landschaftsmaler seiner Heimat geworden. Die Mehrzahl seiner Werke findet sich in Privatbesitz, andere in den Galerien in Dresden, Berlin, Bremen, Münster und Königsberg. 1896 war er zum kgl. preußischen Professor ernannt worden.
Gervais, Bernhard Konrad Ludwig, geb. um 1760 in Breslau, gest. 1829 in Bunz-lau, studierte seit 1773 in Königsberg Jura, trat in den preußischen Staatsdienst und wurde Kriegsrat in Gumbinnen und 1896 zum Geh. Kriegsrat und dirigierenden Oberbürgermeister in Königsberg ernannt. Er war Nachfolger Theodor Gottlieb von Hippeis. Er verfasste in den Beiträgen zur Kunde Preußens eine Geschichte der Stadt Gumbinnen. Auch gab er 2 Bände „Notizen von Preußen" heraus.
Gregorovius, Ferdinand Adolf, geb. 1821 in Neidenburg, gest. 1891 in München, besuchte die Schule in Neidenburg, das Gymnasium in Gumbinnen, studierte Theologie, Philosophie und Geschichte, war Schüler von Karl Rosenkranz. Wurde später der berühmte Autor der „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter" (1859—72), 8 Bände, erhielt das Ehrenbürgerrecht der Stadt Rom als „Civis Romanus".
Gregorovius, Julius Ferdinand, geb. 1819 in Tapiau, gest. 1891 in Planegg bei München, besuchte 1832—1836 das Gymnasium zu Gumbinnen, entschied sich für eine militärische Laufbahn und wurde Verfasser der Stadtgeschichte von Neidenburg.
Heinrici, Karl Friedrich August, geb. 1812, gest. 1881, Konsistorialrat, amtierte von 1858—1881 an der Altstädtische-lutherischen Kirche in Gumbinnen. Er hat sich besonders um die Entwicklung des kirchlichen Lebens im Kreise bemüht. Er war nicht nur ein kraftvoller Prediger, sondern auch ein unvergleichlicher Seelsorger, der seine Pfarrkinder auch in den entferntesten Ortschaften zu Fuß und zu Pferde unermüdlich aufsuchte. Er brachte ihnen jede erwünschte Hilfe für die Nöte des Leibes und der Seele. Sein Bild hing, gemalt von Asmus, lebensgroß im Amtskleide — in den Händen die offene Bibel haltend — in der Kirche gegenüber dem Aufgang zur Kanzel.
Heinrici, Gotthardt, geb. 25.12.1886 in Gumbinnen, Generaloberst, Sohn des Superintendenten Heinrici in Gumbinnen; erster Offizier, der nach dem Abzug der Russen 1914 in Gumbinnen einritt. Bewährter Heerführer im Zweiten Weltkrieg, zuletzt Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel.
Heisrath, Friedrich, geb. 1850 in Matzutkehmen, gest. 1904 in Cranz, studierte Medizin in Königsberg und führte an der Universitätsklinik in Königsberg unter Jacobsohn die operative Behandlung der Granulöse (Trachom) ein, durch die er die Bekämpfung der vorher sehr verbreiteten „ägyptischen Augenkrankheit" in der Provinz sehr wirksam und erfolgreich gestaltete. Er war ein angesehener und viel beschäftigter Augenarzt.
Jung, Frieda, geb. 04.06.1865 in Kiaulkehmen, Kr. Gumbinnen, gest. 14.12.1929 in Insterburg. Ihr Vater war der Lehrer August J., gest. 1882. Nach dem Tode des Vaters lebte Frieda Jung erst in Insterburg, dann in Buddern bei Angerburg und heiratete 1886 den Lehrer Brauer in Gumbinnen. Doch wurde die Ehe nach kaum einjähriger Dauer getrennt. Sie besuchte das Seminar in Lyck und war bis 1900 als Kindergärtnerin, Erzieherin und Gesellschafterin tätig. Seitdem lebte sie unabhängig erst in Buddern, dann bis zu ihrem Tode in Insterburg. Ihr erster Gedichtband erschien 1900, ein weiterer 1908; in der Reihe der ostpreußischen Volksbücher erschienen die Novellenbändchen „Maienregen, Gottessegen" (1904), „Freud und Leid" (1906) und die Kindheitserinnerungen „In der Morgensonne" (2 Bändchen 1910 und 1913). Im Ersten Weltkrieg, vor den Russen flüchtend, hielt sie in ganz Deutschland Vorträge zugunsten der vertriebenen Ostpreußen und veröffentlichte zu diesem Zweck drei Gedichtbändchen „Halt aus, mein Heimatland", „Da oben in Ostpreußen" und „Aus Ostpreußens Leidenstagen". Ihr letztes Buch „Gestern und heute" (1928) enthält Verse und Prosa, darunter auch eine Reihe mundartlicher Gedichte. Die Gedankenwelt ihrer Gedichte und Erzählungen ist nicht tief gehend und problembeschwert, aber sie sind formschön und von tiefer Heimatliebe getragen; sie sind der Widerhall von dem Glück und Leid ihres Lebens. Ehrung und Anerkennung, die ihr in reichem Maße zuteil wurden, sind wohlverdient. Ihr Geburtsort wurde ihr zu Ehren 1935 in Jungort umbenannt.
Kammer, Gustav Richard Eduard, geb. 02.04.1839 in Gumbinnen, gest. 21.12.1910 in Berlin-Wilmersdorf, studierte klassische Philologie, lehrte seit 1863 am Königsberger Friedrichs-Kollegium, wurde 1880 Direktor des Gymnasiums in Lyck, 1891 Provinzialschulrat in Schleswig, 1897 in gleicher Stellung in Breslau und 1900 als Oberregierungsrat und Direktor des Königlichen Provinzialschulkollegiums in Königsberg. Seine wissenschaftlichen Arbeiten bewegten sich meist auf dem Gebiet der Homerkritik, war befreundet mit Fritz von Fahrenheid in Beynuhnen.
Kapeller, Johann, geboren 1720 in Salzburg, gest. 09.03.1793 in Gumbinnen, kam 12-jährig mit den Salzburgern nach Preußen, war zunächst Kuhhirt, lernte dann bei einem Salzburger in Gumbinnen die Strumpfwirkerei, konnte bereits als Lehrling ein eigenes Haus erwerben, wurde 1744 Bürger und Meister. Er gewann das Vertrauen Friedrich von Domhardts, der ihm während der russischen Besetzung Ostpreußens im Siebenjährigen Kriege einen Transport von 100.000 Talern zur preußischen Armee anvertraute, den Kapeller unter erheblicher Gefahr durchführte. Friedrich der Große unterstützte K. mit Vorschüssen zur Anlegung einer Strumpffabrik und schickte ihn zur Besichtigung derartiger Anlagen nach Berlin, wo er eine Audienz beim König hatte. E. Joachim bezweifelt diese Angaben — jedoch zu Unrecht; denn die Nichterwähnung der Vorgänge in den Akten ist leicht erklärlich.
Karschuck, Emil, Wagenbaumeister, Stadtverordneter, Präsident der Handwerkskammer, Direktor der Gewerbeförderungsanstalt für Ostpreußen in Gumbinnen. Gestorben am 19.09.1921 in Gumbinnen (vgl. den Abschnitt über das Handwerk!).
Kersten, Georg, geb. 31.10.1857 in Laugallen, Kr. Insterburg, gest. 26.05.1910 in Thorn, besuchte das Gymnasium in Gumbinnen, nach Jurastudium seit 1881 als Referendar bei der Regierung in Gumbinnen, verwaltete 1888 kommissarisch das Landratsamt in Lötzen und ging dann nach Marienwerder, gehörte dort dem westpr. Provinziallandtag an, wurde Landrat des Kreises Schlochau. Wurde später Erster Bürgermeister von Thorn, wo er die Entwicklung der Stadt vorantrieb und Großes leistete. Er starb, erst 53-jährig, in voller Tätigkeit.
Keuchel, Gotthard, Oberregierungs- und Schulrat an der Regierung Gumbinnen. Selbst begeisterter Turner, war er Förderer des Turnens und Sports an den Schulen und den Vereinen Ostpreußens. Verfasser mehrerer Lehrbücher für Schulen, gest. 03.04.1949 in Lunden.
Klatt, Konrad, Superintendent an der Altstädtischen Lutherischen Kirche in Gumbinnen, geb. 18.10.1883, gest. 07.01.1964 in Koblenz, kam 1925 nach Gumbinnen. Seinen Kirchenkreis verwaltete er mit Umsicht und Pflichttreue. Durch seine mit Liebe geschriebenen Rundbriefe stand er auch nach der Vertreibung mit seinen Gemeindegliedern in enger Verbindung.
Krakow, Fritz, geb. 29.05. 888 in Berlin, gest. 08.04.1965 in Heidelberg, kam 1920 als Musiklehrer an die Gumbinner Friedrichsschule. Hier entfaltete er 15 Jahre hindurch sowohl in der Schule wie im öffentlichen Leben eine überaus fruchtbare Tätigkeit. Er leitete die Liedertafel, die Singakademie, den von ihm begründeten Madrigalchor, später u. a. auch den Königsberger Lehrergesangverein. In Gumbinnen verging kaum ein Jahr, in dem er nicht mit Schulchor und -Orchester oder mit den genannten Vereinigungen ein Werk der großen Meister zu Gehör brachte. So wechselten Beethoven-, Bach-, Schubert-, C.-M.-v.-Weber-, Mendelssohn-Bartholdy-Konzerte u.a., so z. B. bei der Salzburgerfeier 1932, der Lutherfeier 1933. Schülerchor und Schülerorchester traten auch in Königsberg auf, waren ferner im Deutschlandsender zu hören. Den Höhepunkt bildete 1929 die Aufführung der Matthäuspassion von J. S. Bach mit etwa 350 Mitwirkenden anlässlich der Einweihung der auf seine Initiative geschaffenen Orgel in der Aula der Friedrichsschule. 1935 wurde er nach Lötzen versetzt. Durch die Vertreibung kam er nach Westdeutschland.
Krüger, Heinrich, geb. 21.07.1863 in Gumbinnen, gest. 02.07.1901 in Rossitten (Kur. Nehrung). Sein Vater Theodor K. war Präzentor in Gumbinnen, seit 1868 Prediger und Lehrer an der Blindenanstalt in Königsberg. Heinrich besuchte die Königsberger Kunstakademie als Schüler von Trossin; entscheidend beeinflusst wurde er durch C. Steffeck, der ihn auf sein eigentliches Gebiet der Tiermalerei lenkte. Er malte für den Landwirtschaftl. Zentralverein für Litauen und Masuren die Sieger im Fanfaro-Rennen in Insterburg; diese Gemälde fielen den Züchtern als Ehrenpreis zu. Auch malte er andere berühmte Pferde ostpreußischer Zucht, so für das Gestüt Gudwallen. Um 1890 wurde bei einem Ausflug nach der Kurischen Nehrung seine Begeisterung für diese geweckt, die bis zu seinem Lebensende anhielt. Hoffnungslos erkrankt, ließ er sich nach Rossitten bringen, wo er starb und die letzte Ruhe fand.
Kuntze, August Bernhard, geb. 1814 in Eichwerder bei Wrietzen/Oder, gest. 06.09.1899 in Heinrichsdorf, Kr. Gumbinnen, war Schüler der von Albrecht Thaer begründeten landwirtschaftlichen Akademie zu Möglin. Ende der 40-Jahre kaufte er das Rittergut Heinrichsdorf, Kr. Gumbinnen und war 1855—1866 Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Centralvereins für Litauen und Masuren und Herausgeber der Vereinszeitung „Georgine". 1866 wurde er zum Landschaftsrat im Bezirk Litauen gewählt. In seinen Mußestunden betrieb er geschichtliche Studien, sammelte eine bedeutende Bibliothek und wurde einer der besten Kenner der altpreußischen Familiengeschichte. Ein rühmliches Denkmal seines Fleißes sind die Personalregister zu den altpreußischen Zeitschriften (Preuß. Archiv, Preuß. Prov.-Blätter und Altpreußische Monatsschrift bis 1887). 1885 verkaufte er Heinrichsdorf und zog nach Berlin, musste jedoch nach einigen Jahren das Gut wieder übernehmen.
Lettau, August, geb. 03.02.1859 in Gerwischkehmen, Kr. Gumbinnen, gest. 27.10.1929. Er war von Beruf Lehrer, hatte Karalene absolviert und wurde einer der erfolgreichsten Beobachter unserer heimischen Pflanzenwelt. Seine Forschungsergebnisse sind in den Berichten des Preußischen Botanischen Vereins 1896—1927 veröffentlicht; er hat 7 ostpreußische Kreise ganz und 4 ergänzend durchforscht.
Leyden, von, Ernst, geb. 20.04.1832 in Danzig, gest. 05.10.1910 in Berlin, als Militärarzt in Gumbinnen stationiert, später genoss er als Arzt Weltruf, zu seinen Patienten gehörten Bismarck, Fürst Bülow, der Schah von Persien, Kaiser Friedrich und Kaiser Alexander III. von Russland.
Lohmeyer, Karl Heinrich, geb. 24.09.1832 in Gumbinnen, gest. 15.05.1909 in Königsberg, er wurde ohne Arme geboren, kam zehnjährig in die Elementarschule, 12-jährig zum Friedrichsgymnasium in Gumbinnen, bestand 1852 das Abitur und studierte in Königsberg Geschichte, promovierte über Richard I. von England, wurde 1866 Privatdozent, seine Antrittsvorlesung „Über den heutigen Stand der Forschung auf dem Gebiete unserer Provinzialforschung" bedeutete sein Programm: Abkehr von der romantischen Geschichtsschreibung Johannes Voigts und Übergang zur quellenkritischen Schule, wie sie von den Herausgebern der Scriptores rerum Prussicarum und den Ermländern im letzten Jahrzehnt inauguriert war. 1873 wurde er a. o. Professor der Geschichte mit dem Lehrauftrag für altpreußische Landesgeschichte. Dieser widmete er sich fast ausschließlich. Als wichtigstes Ergebnis seiner Forschungen erschien 1880 der 1. Teil der Geschichte von Ost- und Westpreußen. Unter den Veröffentlichungen des Geschichtsvereins gab L. das Haushaltungsbuch des Kaspar Nostiz heraus, eine sehr wertvolle Quelle für die preußische Geschichte des 16. Jahrhunderts.
Lölhöffel von Löwensprung, Albrecht, geb. 03.01.1686 in Insterburg, gest. 10.01.1733 in Georgenburg, studierte seit 1703 in Königsberg, 1713 war er litauischer Kammerrat in Tilsit, wurde wegen seiner Kenntnis der litauischen Sprache auf Wunsch des Grafen Alexander zu Dohna zu der Domänenkommission gezogen. Am 11. März 1721 wurde er bei der Wiedervereinigung der litauischen und ostpreußischen Amtskammer Preußischer Kammerrat in Königsberg. Im März 1722 weilt er mit dem Kammerdirektor v. Bredow in Berlin zu Konferenzen mit dem König über das Retablissement Ostpreußens, wurde Mitglied der großen Retablissementskommission unter dem Minister von Görne. 1723 wurde er Kriegs- und Domänenrat in Königsberg, am 29.12.1723 Mitglied der neu errichteten litauischen Kammerdeputation in Gumbinnen. Drei Tage vor seinem Tode, der auf einer Dienstreise in Georgenburg erfolgte, wurde er zum Direktor der litauischen Deputation ernannt.
Ludwich, Konstantin Herrmann Arthur, geb. 18.05.1840 in Lyck, gest. 12.11.1920 in Königsberg, besuchte das Gymnasium in Gumbinnen, studierte in Königsberg Theologie und Philologie, war ein ausgezeichneter Graecist; seine wissenschaftliche Arbeit betraf vor allem die Werke Homers und seiner alten Erklärer von Alexandria bis Byzanz.
Lyncker, von, Frhr., Landrat und Rittergutsbesitzer in Nemmersdorf war der erste Landrat im Kreise Gumbinnen 1818—1840. Er war ein eifriger Förderer der Landwirtschaft und Mitbegründer der Landwirtschaftlichen Gesellschaft und der Zeitschrift „Georgine".
Manstein, von, Albrecht Gustav Ehrenreich, geb. 18.08.1805 in Wilpischen, Kr. Gumbinnen, gest. 11.05.1877 in Flensburg, machte eine militärische Laufbahn, wurde 1864 beim Sturm auf die Düppeler Schanzen verwundet und mit dem Pour le mérite ausgezeichnet. Im Jahre 1866 erhielt er das Eichenlaub zum P.l.m., als er entscheidend bei Königgrätz führte. Bei Formierung des IX. A. K. in Schleswig-Holstein mit Sitz in Schleswig 1867 wurde M. dessen Kommandeur, im folgenden Jahre General der Infanterie und Chef des Regiments Nr. 84 (Schleswig, Hadersleben), das bis 1918 seinen Namen führte, den später auch ein Fort bei Metz trug. M. führte das IX. Korps 1870 bei Gravelotte, Metz usw. und behielt es, bis er 1873 unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens z. D. gestellt wurde. Einer seiner Söhne blieb 1870 als Hauptmann vor Spichern.
Marold, Karl, geb. 25. 10. 1850 in Jodszen, Kr. Stallupönen, gest. 16.03.1909 in Königsberg, besuchte das Gymnasium zu Gumbinnen, studierte in Königsberg Deutsch und klassische Philologie und wirkte bis zu seinem Tode am Friedrichskollegium in Königsberg. Er verfasste eine große Zahl wissenschaftlicher Arbeiten.
Merguet, Hugo, geb. 31.01.1841 in Pillau, gest. 01.07.1911 in Dresden-Striesen, besuchte das Gymnasium in Gumbinnen, studierte 1859 in Königsberg Philologie und wurde 1865 Lehrer an der höheren Bürgerschule zu Gumbinnen, von dort erhielt er die Berufung 1874 an das neugegründete Königl. Wilhelmsgymnasium nach Königsberg. Seine früheren wissenschaftl. Arbeiten beschäftigten sich mit Gegenständen der lateinischen Grammatik unter Berücksichtigung der vergleichenden Sprachforschung; dann hat er als Lexikograf gearbeitet: Lexikon zu den Reden des Cicero 4 Bände, 1877—84, zu den Schriften Ciceros 3 Bände 1887—94, zu den Schriften Cäsars und seiner Fortsetzer 1886, zu Vergilius 1912, Handlexikon zu Cicero 1905.
Merleker, Karl Friedrich, geb. 1803, gest. 1872 in Königsberg, 1826 Lehrer am Kgl. Friedrichs-Gymnasium, 1831 am Kgl. Friedrichs-Kollegium in Königsberg, wo er bis 1866 wirkte. Verfasser zahlreicher Schriften historischen, geografischen, statistischen und pädagogischen Inhalts.
Moritz, Bruno, geb. 28.09.1897 in Gumbinnen, gest. 13.12.1965 in Marienheim, Pfarrer an der Neustädtisch-Reformierten Kirche in Gumbinnen. Er kam 1934 in sein Amt nach Gumbinnen, war sehr rührig, brachte neuen Auftrieb in das Gemeindeleben und schrieb auch die Geschichte seiner Gemeinde. Seine Rundbriefe an die Gemeindemitglieder nach der Vertreibung brachten Trost und Gottvertrauen.
Müller, Rudolf Emil Anton, geb. 06.02.1850 in Falkenberg/Schlesien, gest. 05.01.1916 in Gumbinnen, studierte in Breslau Mathematik und Naturwissenschaften und promovierte 1875 zum Dr. phil. Er war von 1875 bis zu seinem Tode an der Realschule und nach deren Vereinigung mit dem Friedrichsgymnasium an der daraus hervorgegangenen Friedrichsschule in Gumbinnen tätig; 1893 zum Professor ernannt, betätigte er sich wissenschaftlich auf dem Gebiete der Botanik, Geologie und Meteorologie. Seine Arbeiten erschienen meist in den Schulprogrammen. Im Jahre 1914 hat er nach der Flucht der städtischen Behörden als von den Russen bestellter Gouverneur vom 23.08.—11.09. die Stadt verwaltet und durch sein umsichtiges und tatkräftiges Handeln vor schwerem Schaden bewahrt. Er wurde mit dem E.K. II ausgezeichnet.
Neumann, von, Louis Alexander, geb. 11.01.1806 zu Szirgupönen (Amtshagen), Kr. Gumbinnen, gest. 18.01.1884 zu Weedern, Kr. Darkehmen, übernahm das von seinem Vater 1832 angekaufte Rittergut Weedern. Hier zog er ein Privatgestüt für edle Warmblutpferde auf. Die Zuchterfolge verschafften ihm besonderes Ansehen und reihten Weedern unter die führenden Gestüte ein. Es konnte in der Zeit von 1870 bis 1894 nicht weniger als 200 Hengste an die preußischen Landgestüte liefern, was von keinem anderen Privatgestüt erreicht wurde. Nicht minder waren seine Stuten und die Remonten geschätzt.
Nitsch, Friedrich August, geb. in Gumbinnen, gest. in Rostock (?). Die genauen Geburts- und Todesdaten bisher unbekannt. Von 1785 an studierte er an der Albertina Theologie und Philosophie. Seine Lehrer waren vor allen Christian Jakob Kraus und Immanuel Kant. Nach Abschluss seiner Studien unterrichtete er am Friedrichskollegium in Königsberg Latein und Mathematik, ging 1792 auf Empfehlung Kants nach Berlin und im folgenden Jahr nach London, wo er Vorlesungen über die Kantische Philosophie hielt und sie den Engländern bekannt machte, auch in englischer Sprache eine Einführung in die Kantische Philosophie schrieb; ein englischer Korrespondent nennt ihn „den Apostel der Kantischen Philosophie in London".
Olivier, Max, geb. 23.07.1872 in Gumbinnen, gest. 20.09.1954 in Michelau/Oberfranken, Drogerie-Kaufmann, Stadtältester und Ehrenbürger der Stadt Gumbinnen. Von 1908 bis 1933 war er Stadtverordneter, von 1918 bis 1933 auch Kreistagsabgeordneter. 19 Jahre lang bekleidete er das Amt des Stadtverordneten Vorstehers. Neben seinen großen Verdiensten für die Stadt Gumbinnen ist besonders seine Arbeit in der turnerischen Betreuung der Jugend hervorzuheben, in der er von 1910 bis 1935 als Vorsitzender des Männerturnvereins stand.
Paethe, Kurt, Bildhauermeister, Mitbegründer des Fußballklubs Preußen in Gumbinnen und Förderer der sportlichen Jugendarbeit; bekannte Persönlichkeit in ostpreußischen Sportkreisen, gest. 20.10.1959 in Velbert.
Peter, Gustav Albert, geb. 21.08.1853 in Gumbinnen, gest. 04.10.1937 in Göttingen, besuchte die höhere Bürgerschule in Gumbinnen und die Realschule a. d. Burg in Königsberg, studierte dort seit Ostern 1870 Naturwissenschaften, namentlich Botanik bei R. Caspary und promovierte 1874. Bald darauf berief ihn der Botaniker K. v. Nägeli nach München zur Hilfe bei seinen Arbeiten über das Problem der Artwandlung. Er habilitierte sich 1884 in München und wurde 1888 als ord. Professor nach Göttingen berufen. 1889 wurde er Mitglied der Preuß. Akademie der Wissenschaften, 1910 Geh. Regierungsrat, 1913 trat er eine Afrikareise an und legte eine große Sammlung an; unter englischer Besetzung in den deutschen Kolonien setzte er seine Arbeiten fort, doch die Sammlungen gingen verloren. Als 70-jähriger wiederholte er die Reise und brachte ein Herbar von etwa 50.000 Nummern im September 1926 mit nach Hause. Er gedachte, das Material in einer Flora von Deutsch-Ostafrika aufzuarbeiten, erlebte jedoch nur das Erscheinen der ersten Lieferungen. 1871 war von ihm „Die Flora der Angerapp-Ufer" im Druck erschienen.
Pflichtenhöfer, Fritz, geb. 01.07.1889 in Steinheide, Kr. Goldap, Mühlen- und Gutsbesitzer in Gumbinnen, 1922 in das Vorsteheramt der Salzburger Anstalt Gumbinnen gewählt. Nach dem Tode von Kaufmann Ehmer Vorsitzender dieses Amtes.
Pfundtner, Hans, geb. in Gumbinnen. „Der heimattreue Ost- und Westpreuße" 17. Jhg. Heft 7 vom 1. 7. 1937 berichtet: „Staatssekretär Pfundtner weilte kürzlich in der Stadt (Gumbinnen). Bei dieser Gelegenheit wurden ihm in einer Festsitzung der Ratsherren der Stadt die Rechte eines Ehrenbürgers der Stadt Gumbinnen verliehen. Er ist in Gumbinnen geboren und entstammt väterlicher- und mütterlicherseits alten Salzburgerfamilien. Die alten Gumbinner erinnern sich noch des jungen Hans Pfundtner, und unvergessen ist seine mutige Rettungstat, die er als siebzehnjähriger Primaner vollbrachte. Im Winter 1898 rettete er einen auf dem Eis eingebrochenen Mitschüler. Er sprang dem Ertrinkenden von der Pissa-Brücke aufs Eis nach und brach selbst dabei ein. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihm, dem Unglücklichen das Leben zu retten. Dafür wurde ihm später die Rettungsmedaille verliehen."
Plehwe, von, Carl Ludwig Bernhard Gottlieb, geb. 25.09.1834 in Dwarischken, Kr. Pillkallen, gest. 06.12.1920, besuchte das Gymnasium zu Gumbinnen, nach dem juristischen Studium Kreisgerichts-Auskultator zu Gumbinnen, ging 1858 bereits nach Tilsit und dann nach Insterburg, als Assessor nach Ortelsburg, Mehrungen, Memel, Tilsit, wo er z. T. bereits als Staatsanwalt wirkte, wurde dann einer der bekanntesten und hervorragendsten höchsten richterlichen Beamten Ostpreußens, 1907 Kronsyndikus und 1908 Kanzler im Königreich Preußen. Er war Ehrendoktor dreier Fakultäten der Universität Königsberg, seit 1900 Mitglied des preuß. Herrenhauses, saß im Provinzialausschuß und im Prov.-Landtag. In frühen Jahren in die Provinzsynode gewählt, stand er inmitten des kirchlichen Lebens der Provinz. Er verfasste mehrere Beiträge zur Geschichte Ostpreußens.
Praetorius, Matthaeus, geb. 1630 in Memel, gest. 4.(?) 10.1704 in Neustadt/ Westpreußen, studierte in Königsberg Theologie, 1664—1685 Pfarrer in Niebudszen, Kr. Gumbinnen. Praetorius beschäftigte sich viel mit der litauischen Sprache und Volksart und bemühte sich, Nachrichten über die alten Preußen zu sammeln, deren Sprache aber damals schon ausgestorben war. Leider ist sein Werk „Deliciae Prussicae oder Preußische Schaubühne" nur in Auszügen (von W. Pierson 1871) gedruckt worden. Die Handschrift, die in zwei dicken Foliobänden im Staatsarchiv Königsberg aufbewahrt wurde, ist seit 1945 verschollen, desgleichen die für den Kriegsrat Bolz (1780) daraus gefertigte Abschrift. Das Werk ist ein Zeugnis für das erwachende Interesse am preußischen Altertum. P. muss darin als ein Vorläufer von Hartknoch gelten, mit dem ihn anfangs Freundschaft verband, von dem ihn später Rivalität trennte. P. wurde in seinen Studien von der preußischen Regierung unterstützt, die 1676 die preußischen Ämter anwies, ihm Nachrichten zukommen zu lassen. P. hat auch einige Kirchenlieder ins Litauische übersetzt. Später verließ er Niebudszen und trat zum Katholizismus über. Im Dienste Polens verfasste er 1688 den „Orbis Gothicus" und 1691 den „Mars Gothicus", in denen er Polen verherrlichte und die Abstammung von den Goten nachwies.
Radtke, Eugen, Reichsbahnrat, der als Leutnant der Reserve des Infanterie-Regiments 24 im Ersten Weltkrieg das Fort Douaumont erstürmte und für diese Heldentat den Orden Pour le mérite erhielt. Eine Klasse der Oberrealschule (Tertia?) führte nach ihm die Bezeichnung „Eugen-Radtke-Klasse". Er ist demnach Schüler der Friedrichsschule gewesen.
Richter, Johann Christoph, geb. 1768 in Gumbinnen, gest. 14.01.1853 in Königsberg. R. erhielt 1794 in Königsberg eine Handelserlaubnis, betrieb mit dem Kaufmann Rosenkranz einen Tuchhandel und mit Johann Jakob Koch einen offenen Weinhandel in den Schloßkellern. Im Jahre 1806 heiratete er in 3. Ehe Louise Karoline Schindelmeißer, geb. Quassowski, die Witwe des Weinhändlers David Schindelmeißer, und übernahm dessen große Weinhandlung. Er verlegte sie 1827 nach dem Schloß, wo sie den Namen Blutgericht erhielt.
Ritter, Otto, Gutsbesitzer in Steinsruh, 1909 im 76. Lebensjahr verstorben, als führender Landwirt und Pferdezüchter war er in ganz Ostpreußen bekannt. Als Kreisdeputierter und in 26 Ehrenämtern in kommunalen und landwirtschaftlichen Organisationen war sein Rat und seine Tatkraft geschätzt. Hier trat er in die Fußstapfen seines Vaters. In dessen Hause in Belle-Alliance, dem späteren Groß-Cannapinnen und heutigen Steinsruh, wurde am 13. Juni 1821 die konstituierende Generalversammlung der Landwirtschaftlichen Gesellschaft abgehalten. Auch die erste landwirtschaftliche Tierschau wurde 1821 in Steinsruh durchgeführt.
Rosencrantz, Dr. Otto, Regierungspräsident in Gumbinnen von 1920 bis 1933. Er war ein besonders befähigter Jurist und Verwaltungsbeamter. In politisch bewegter Zeit an die Spitze des Regierungsbezirks berufen, verstand er es in verhältnismäßig kurzer Zeit, das Vertrauen der ihm unterstellen Beamtenschaft wie der Bevölkerung seines Regierungsbezirks zu gewinnen.
Rosenfeld, Ernst Heinrich, geb. 14.08.1869 in Gumbinnen, gest. 12.05.1952 in Münster/Westfalen. Er studierte Jura und machte sich als Straf- und Kirchenrechtler einen Namen und hinterließ eine Reihe von Veröffentlichungen.
Ruhig, Philipp, geb. 31.03.1675 in Kattenau, Kr. Stallupönen, gest. 05.04.1749 in Walterkehmen, Kr. Gumbinnen, sein Vater war Pfarrer in Kattenau. R. studierte zunächst in Königsberg Rechtswissenschaften, dann Theologie und wurde 1708 in Königsberg ordiniert und im gleichen Jahre Pfarrer in Walterkehmen, wo er bis an sein Lebensende wirkte. Bahnbrechend für die litauische Sprachwissenschaft wurde sein „Litauisch-deutsches und Deutsch-litauisches Wörterbuch" (Königsberg 1705), eines der ersten litauischen Wörterbücher. Sein Sohn Paul Philipp verfasste später eine litauische Grammatik.
Schacknies, Fritz, geb. 26.05.1891, Seilermeister, Kreishandwerksmeister und Kaufmann in Gumbinnen; Obergauturnwart des Ostpreußischen Grenz- und Memelgaus. Selbst guter Turner, förderte er besonders das Kunstturnen. Die Kunstturnwettkämpfe in Gumbinnen, Insterburg und Tilsit gegen den Pregelgau standen auf einer hohen Stufe des Könnens und gaben das beste Zeugnis vom Einsatz des Obergauturnwartes.
Schaudinn, Fritz Richard, geb. 1871 in Röseningken, Kr. Darkehmen, gest. 22.06.1906 in Hamburg, besuchte das Gymnasium in Insterburg von 1879—1882, anschließend das Friedrichsgymnasium in Gumbinnen, wo er am 11.03.1890 die Reifeprüfung ablegte. Er hatte namentlich Berühmtheit erlangt durch die Feststellung der Erreger der Syphilis und gewann Bedeutung für die Protozoenkunde durch seine weitgehenden Forschungen.
Schawaller, Toni, Heimatdichterin, wohnhaft in Brakupönen (Roßlinde). Ihre Gedichte und Erzählungen in Heimatzeitschriften und im Ostpreußenblatt wurden gern gelesen.
Schlieben, Gottwald Georg Erwin, geb. 06.04.1831 in Gumbinnen, gest. vor 1913 in Berlin. Sein Vater: Bibliothekar der Regierung Gumbinnen. Sch. besuchte das Gymnasium in Gumbinnen und begann 1850 Theologie zu studieren, dann Sprachwissenschaften an verschiedenen Universitäten. Er leitete das Studium des Barons Anselm Salomon von Rothschild, des späteren Chefs des Wiener Hauses. Er schrieb Dramen und Romane. Das erste Drama, „Waydote, Prinz von Litauen" schrieb er anlässlich eines Preisausschreibens zur 600-Jahr-Feier der Stadt Königsberg.
Schlieckmann, von, Albrecht, geb. 28.08.1835 in Magdeburg, gest. 14.05.1891 in Königsberg, promovierte 1857 zum Dr. jur., seit 1879 Regierungspräsident in Gumbinnen.
Schön, Willi, geb. 20.04.1879 in Schneidemühl, gest. 13.11.1955 in Berlin, 1. Bürgermeister der Stadt Gumbinnen von 1916—1937. Seine Aufgeschlossenheit und Menschenfreundlichkeit haben ihm die Wertschätzung und Anhänglichkeit aller Schichten der Bevölkerung eingetragen. Fortgesetzt war er bemüht, die Entwicklung der Stadt in jeder Weise zu fördern. Es gelang ihm, die Staatliche Ingenieurschule nach Gumbinnen zu bekommen.
Schön, von, Heinrich Theodor, geb. 20.01.1773 in Schreitlauken, Kr. Tilsit, gest. 23.07.1856 in Arnau bei Königsberg. Nach Vorbereitung durch Hauslehrer studierte er seit 1788 in Königsberg Rechts- und Staatswissenschaften. Seit 1793 als Referendar im Staatsdienst, wurde er frühzeitig vom Minister Friedrich Leopold v. Schroetter bemerkt, der ihm Studienreisen in England und Mitteldeutschland ermöglichte. Sein politisches Denken wurzelt in der Kantischen Sittenlehre: Jeder Staatsangehörige hat Anspruch auf Freiheit. Von 1809 bis 1816 wirkte er als Regierungspräsident in Gumbinnen, 1816 wurde er Oberpräsident von Westpreußen und von 1824—1842 Oberpräsident der Provinzen Ost- und Westpreußen. Er gehörte zu den maßgebenden Männern, die die Erhebung gegen Napoleon vorbereiteten. Hervorragendes leistete er für die allgemeine Volksbildung. Im Jahre 1811 wurde allein im Bezirk Gumbinnen mit dem Bau von 21 neuen Schulen begonnen. In Karalene entstand ein Schullehrerseminar als Pflegestätte der neuen Pestalozzi-Erziehungs- und Unterrichtsmethode.
Schöning, Otto, geb. 16.03.1861 in Gumbinnen, gest. 03.07.1934 in Gumbinnen, Kreissparkassendirektor in Gumbinnen von 1892—1921, Mitglied in verschiedenen Ausschüssen des Deutschen Sparkassenbundes, Inhaber vieler Ehrenämter, Stadtverordneter, im Deutschen Roten Kreuz, im Mietseinigungsamt, Ehrenmitglied des MTV. Er war liberal mit ausgeprägtem Bürgersinn. Er schrieb die Geschichte des Männerturnvereins zum 25jährigen Bestehen dieses Vereins (1889), dessen langjähriger Vorturner er war.
Schultheiß, (Scultetus) von Unfriedt, Joachim Ludwig, geb. 1678, gest. 10.06.1753 in Königsberg, Bestallung zum Kgl. Preuß. Ingenieur und Baumeister in Königsberg erfolgte am 9. Januar 1702, am 11. Juni 1705 die Verleihung des Charakters eines Baudirektors. Bis 1721 von Königsberg abwesend, bis er am 18. November 1721 als Oberlandbaudirektor nach Königsberg zurückkehrte, wo er bis zu seinem Tod als oberster Baubeamter und Rat mit Sitz und Stimme in der 1723 gegründeten Kriegs- und Domänenkammer tätig war. Von ihm stammen eine ganze Anzahl bekannter Bauten in Königsberg, sowie die Bebauungspläne für die Städte Tapiau, Ragnit, Gumbinnen, Darkehmen, Stallupönen, Schirwindt und Bialla, auch der Entwurf zu einem Konferenz- und Rathaus für Gumbinnen (1727) und der Entwurf zu der von 1736—1739 errichteten reformierten Kirche in Gumbinnen.
Schütz, Friedrich, geb. 11.01.1873 in Ladenburg/Baden, gest. auf der Flucht in Berlin, Verlagsbuchhändler, übernahm 1904 die Buchhandlung Sterzel, Gebr. Reimer, später Buchhandlung Schütz. Aus Passion wurde er Heimat- und Sippenforscher. Leider ist sein unschätzbares Material verloren gegangen.
Seemann, Gotthard, 1809 Bürgermeister von Gumbinnen, später Landrat von Goldap. Er erwarb sich in der napoleonischen Zeit große Verdienste um die Stadt. Nach schweren Auseinandersetzungen mit den Franzosen 1812 verhaftet, sollte er erschossen werden. Der Bürgermeister schrieb dazu: „Obrist Sarizell ist der schöne Herr, welcher mich arretierte und für mir nichts dir nichts totschießen lassen wollte".
Siemoneit-Barum, Gerhard, geb. 6. März 1931 als Gerd Siemoneit in Gumbinnen, ist einer der bekanntesten deutschen Zirkusdirektoren und (ehemaliger) Dompteur. Nach der Flucht im Zweiten Weltkrieg landete seine Familie in Hamburg. Obwohl er in gutbürgerlichen Verhältnissen aufwuchs, reizte ihn das Zirkusleben, und er schloss sich hier ohne Wissen der Familie im Mai 1946 dem Circus Williams an, kehrte aber im Winter zurück. 1948 konnte er eine Anstellung beim Circus Barum bekommen, erst als Requisiteur, später als Tierpfleger, danach als Jockey. 1952 stand er hier erstmals als Dompteur in der Manege. Seine Karriere führte zu verschiedenen Zirkussen, seit 1962 arbeitete er mit eigenen Tieren. Auf Grund seiner Bekanntheit wirkte er in Dokumentarfilmen und Fernseh-Serien wie Jens Claasen und seine Tiere mit. Einmal war er zu Gast bei Ed Sullivan in den USA. 1956 heiratete er die Artistin Inge Bielewski, die er beim dänischen Circus Benneweis kennengelernt hatte. 1970 kauften sie das Material des bereits 1968 eingestellten Circus Barum und gründeten ihren eigenen Circus Safari. 1972 erwarben sie die Rechte an dem Namen Barum, der damit Bestandteil des Familiennamens Siemoneit wurde. Der Name des Zirkus wurde in Circus Siemoneit-Barum geändert. Inge Siemoneit führte als Direktorin die Geschäfte, während sich Gerd Siemoneit ganz auf die Dressur seiner Raubtiergruppen konzentrierte, auf Safari ging und beim Fernsehen mitwirkte. Auch Inge Siemoneit war mit Leib und Seele beim Circus. Unerschrocken sprang sie ihrem am Boden liegenden Mann bei, der während der Vorstellung von den Raubkatzen angefallen wurde. Während einer Krankheit ihres Mannes in Italien trat sie mit der Löwengruppe auf. Sie errichtete auch das gemeinsame Haus und Winterquartier in Einbeck. Plötzlich und unerwartet starb Inge Siemoneit nach 18-jähriger Ehe 1974 an einer Lebererkrankung. 1975 heiratete Siemoneit-Barum Rosalind, eine englische Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin, mit der er zwei Kinder hat: Rebecca (1977) und Maximilian (1982), welcher mitunter als Direktor auftrat. Seit Ende 2002 tritt er nicht mehr als Dompteur auf, seine Tiere übergab er dem Serengeti-Park Hodenhagen. Sein Nachfolger war bis zum Jahresende 2006 der Engländer Alexander Lacey, der von 2007 bis 2011 im Zirkus Charles Knie engagiert war und seit 2012 im größten Circusunternehmen der Welt, nämlich Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus in den USA. Am 26. Oktober 2008 stand er das letzte Mal als Zirkusdirektor beim Circus Barum in der Manege, es war zugleich die letzte Vorstellung des Circus Barum, welcher nicht weitergeführt wird. (Quelle: Wikipedia)
Sinnhuber, Hanns, geb. 27.03.1881 in Wilkoschen, Kr. Gumbinnen, ab 1897 in Norutschatschen, ab 1901 in Gumbinnen, Magazinplatz 3, wohnhaft; 1910 nach Meelbeckstraße 6 umgezogen, besuchte hier das Kgl. Friedrichs-Gymnasium, bestand am 9. Februar 1907 die Reifeprüfung am Humanistischen Gymnasium der Friedrichsschule. Am 16. April 1907 Dienstantritt als Fahnenjunker beim 2. Ostpr. Feldart.-Reg. Nr. 52 in Königsberg, im Herbst 1907 Kriegsschule Danzig und im Dezember 1907 zum Fähnrich befördert. Juli 1908 Offiziers-Examen an der Kriegsschule und dann zurück zum Truppenteil. Es folgt Friedensdienst bis 1914. Am 8. Aug. 1914 als Ordonnanzoffizier ins Feld gerückt, in Gumbinnen ausgeladen und in Kulligkehmen Ortsunterkunft bezogen. Am 14. August wurde die Abteilung in Richtung Grenze vorgeschoben. Am 15. 8. bei einer gewaltsamen Erkundung gegen Eydtkuhnen erhielt sie die Feuertaufe. Für eine Aufklärungspatrouille gegen die Rominter Heide erhielt Sinnhuber 1914 das EK I., zu dem ihn ein Infanterie-Bataillonskommandeur vorgeschlagen hatte. Das EK II. war ihm schon in der Schlacht bei Gumbinnen verliehen worden. Im November 1914 avancierte er als Oberleutnant zum Regiments-Adjutanten des Regiments 52. Ab März 1916 stand er an der Westfront vor Verdun, doch bald wieder im Osten. Ende 1917 allerdings erfolgte die Verlegung für den Rest des Krieges an die Westfront. Hier wurde er zum Hauptmann befördert. Im Zusammenhange mit der Großen Schlacht in Frankreich erfolgte die Verleihung des Ritterkreuzes des Kgl. Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern. Nach dem Zusammenbruch von 1918 trat er in den ostpreußischen Grenzschutz ein und wurde danach in das 100.000-Mann-Heer der Reichswehr übernommen. Am 01.02.1927 wird er 1. Adjutant im Stab der 1. (Pr.) Infanterie-Division (Wehrkreiskommando I), Königsberg. Am 01.06.1929 zum Major befördert, am 01.08.1933 Kommandeur der II. Abt. 3. (Pr.) Art.-Rgts. in Frankfurt/Oder ernannt, am 01.10.1933 zum Oberstleutnant befördert, am 01.10.1934 Kommandeur des Art.-Regts. „Elbing" in Elbing. Am 01.09.1935 zum Oberst befördert. Am 01.03.1938 Artillerie-Kommandeur Nr. 18 in Liegnitz, am 01.04.1939 Generalmajor. Als Korps-Artillerie-Kommandeur des VIII. schles. Armeekorps im September 1939 in den Polenfeldzug ausgerückt. Nach Beendigung nach Düren/Rheinland zum Aufmarsch an der Westfront eingesetzt. Am 21. Mai 1940 zum Kommandeur der aktiven 28. (Breslauer) Infanterie-Division ernannt. Im Frühjahr 1941 im östlichen Aufmarschgebiet. Am 05.07.1941 Verleihung des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz. Am 01.10.1943 Beförderung zum General der Artillerie. 1944 bei der Invasion eingesetzt. Kriegsgericht Torgau wegen Kritik am Führer und zu früher Sprengung einer Brücke bei Metz. Bei Werfen in amerikanische Gefangenschaft geraten. Anfang 1946 in Allendorf bei Marburg/Lahn im Lager. Am 17.08.1947 nach Augsburg entlassen, wo er bei seiner unverheirateten Tochter lebte.
Skreczka, Rudolf Ferdinand Leopold, geb. 02.12.1808 in Marggrabowa (Treuburg), gest. 03.03.1874 in Siewken, Kr. Angerburg, hatte alte Sprachen studiert und wurde 1831 Oberlehrer in Gumbinnen, 1844 Ehrendoktor der Albertina und Direktor des Kneiphöfischen Gymnasiums. Er veröffentlichte mehrere altphilologische Spezialarbeiten.
Springer, Julius, geb. 05.08.1867 in Gumbinnen, gest. am 10.12.1960 in Kiel, entstammte einer alten ostpreußischen Juristenfamilie, besuchte das Kgl. Friedrichsgymnasium in Gumbinnen bis zum Abitur (1886), studierte dann an mehreren Universitäten Jura und begann seine Richter-Laufbahn in seiner Heimatstadt Gumbinnen, wurde dort 1900 Amtsrichter, später Landgerichtsrat in Insterburg und 1911 Landgerichtsdirektor in Graudenz. Nach dem Ersten Weltkrieg ging er ans Landgericht Königsberg Pr., war dort Vorsitzender einer großen Strafkammer und des Schwurgerichts, wurde 1921 zum Senatspräsidenten am Ober-Landesgericht in Königsberg ernannt, 1921 zu dessen Vizepräsidenten. 1932 trat er in den Ruhestand. Seine jüngere Tochter heiratete den Verleger Gerhard Rautenberg (früher in Königsberg, nach 1945 in Leer/Ostfriesland).
Steiner, Arthur, geb. 02.07.1885 in Gumbinnen, gest. 24.09.1960 in Lychen/Uckermark, besuchte die Realschule seiner Vaterstadt, war ein guter Zeichner, liebte die Natur und die Tiere, und als er mit 15 Jahren die Schule verließ, wollte er Maler oder Förster werden. Aber er musste Kaufmann werden, doch hatte er sich ausbedungen, in eine Delikateß- und Wildhandlung zu kommen. Dort studierte er die Tiere und begann Jagdmotive zu malen. Für die Kaiserliche Majolikafabrik hat er unzählige Elchmodelle angefertigt. Nach der Vertreibung ging Steiner nach Tabarz/Thüringen. Dort hat er an der Ausschmückung öffentlicher Gebäude in Erfurt gewirkt.
Thiersch, Bernhard, war 1818 Oberlehrer am Gumbinner Gymnasium, Dichter des Liedes: „Ich bin ein Preuße...". Siehe Festschrift der Friedrichsschule, S. 24 und Ostpreußenblatt vom 20. 4. 1968.
Tismar, Eduard, Stadtbaurat und Bürgermeister von Gumbinnen von 1917 bis 1935. Er war Leiter der Bauverwaltung. Der Wiederaufbau der durch Kriegseinwirkungen 1914/15 zerstörten Stadtteile und Ausbau neuer Straßenzüge brachten ihm viel Anerkennung ein.
Voutta, Fritz, geb. 06.01.1879 in Gumbinnen, gest. 01.09.1945 in Roßla/Harz, Kreisbürodirektor, war von 1899—1945 bei der Kreisverwaltung tätig, hervorragender Verwaltungsfachmann, sehr aufgeschlossen für alles, was den Kreis und die Stadt Gumbinnen betraf. Guter Kenner der Heimatgeschichte.
Walther, Roderich, Landrat. Er hat von 1921 bis 1945, also 24 Jahre lang in Krieg und Frieden tatkräftig die Geschicke des Kreises Gumbinnen gelenkt. Er war der letzte Landrat des Kreises vor der Vertreibung und schrieb selbst noch einen Beitrag über seine Tätigkeit, im Buch von Dr. Grenz (s. Quelle) abgedruckt ist.
Wander, Gert, geb. am 25.07.1899 in Tilsit, gest. 25.09.1964 in Celle, zwei Jahre bei der Regierung in Gumbinnen tätig, später in Insterburg, räumte 1944 gegen die Anordnungen des NS-Verteidigungskommissars die Stadt Insterburg. Seinem Wagemut verdankten Tausende von Insterburgern die Erhaltung des Lebens. Nach der Vertreibung begründete er mit Fritz Padeffke die Kreisgemeinschaft Insterburg-Stadt.
Werner, von, Ludwig Reinhold, geb. 05.05.1726 in Brasnicken im Samland, gest. 18.11.1756 ebenda, war Jurist und wurde 1745 Kriegs- und Domänenrat bei der Kammer in Gumbinnen, 1752 nach Küstrin versetzt und schon vier Jahre später krankheitshalber entlassen. Er war ein bekannter Historiker und Topograf seiner ostpreußischen Heimat. Er besaß eine große Bibliothek mit Büchern, Manuskripten und Urkunden zur preußischen Geschichte, die nach seinem Tode leider versteigert wurde, machte Ausgrabungen und schrieb Werke, von denen einige noch heute von großem Wert sind.
Wölbing, Albert, geb. 15.11.1859 in Mittelhausen/Thüringen, gest. 25.10.1934 in Gumbinnen, Maurer- und Zimmermeister, Stadtrat und Stadtverordnetenvorsteher, Präsident der Handwerkskammer; eine Persönlichkeit, die die Entwicklung Gumbinnens weitgehend beeinflusst hat.