Branden
Branden
(Ischdaggen): Kirchspiel Branden (Ischdaggen). Amtsbezirk und Standesamtsbezirk Branden (Ischdaggen). – E.: 227. GH.: 940.- RM. G.: 309 ha. –
Daten
(Quelle: Arbeitsbriefe von Erwin Heisrath)
1590 Erste Erwähnung des Ortes, als zum Kirchspiel Nemmersdorf gehörend.
1618 Gründung der Kirche in Ischdaggen.
12.01.1630 Privilegierung eines Kruges für Daniel Surckau zu Ischdaggen.
1630 Für Leutnant Hencke wird in Ischdaggen ein Krug gewidmet. Es wird mit dem Bau einer Kirche begonnen.
1633 Fertigstellung der ersten evangelisch-lutherischen Kirche in rechteckiger Form als Filia zu Nemmersdorf, Einsatz eines Predigers und Gründung des Kirchspiels.
1640 Für Heinrich Schwartz wird in Ischdaggen ein Krug gewidmet.
1646 Für Leutnant Hencke wird in Ischdaggen erneut ein Krug gewidmet
1647 Die bisher als Filia zu Nemmersdorf gehörende evangelische Kirche wird von Nemmersdorf abgetrennt.
1737 Gründung der Schule in Ischdaggen und Bau einer neuen Kirche, anstelle der durch Blitzschlag zerstörten alten. Der Neubau erhält einen halbrunden Choranbau. Die alte Kanzel und der Altar aus der ersten Erbauungszeit werden zum Kanzelaltar vereinigt.
1802 Herstellung des Altarschranks in der Kirche.
1807 Die Kirche wird durch einen Brand zerstört.
1833 Durch Papendik wird in der Kirche eine Orgel erbaut.
Juni 1854 Visitation der Kirche und der Schulen des Kirchspiels im Rahmen der Generalvisitation der Diözese Gumbinnen.
1874 In der Kirche wird der Gottesdienst in litauischer Sprache eingestellt. Es wird nur noch deutsch gepredigt.
21.05.1887 Visitation der Kirche und der Schulen des Kirchspiels im Rahmen der Generalkirchenvisitation der Diözese Gumbinnen.
außerdem im Jahre
1887 In Ischdaggen wird eine Posthilfsstelle eröffnet.
02.10.1899 Es wird beschlossen, einen Bauplatz für den Schulneubau zu erwerben und in der Schule eine zweite Klasse einzurichten.
1901 Die Posthilfsstelle wird in eine Postagentur umgewandelt.
1904 In der Schule wird eine zweite Lehrerstelle eingerichtet.
1909 Es wird ein Erweiterungsbau des Kirchschulhauses geplant.
12.01.1630 Privilegierung des Kruges des Daniel Surckau zu Ischdaggen.
09.09.1930 Visitation der Kirche im Rahmen der letzten Generalkirchenvisitation im Kirchenkreis Gumbinnen.
um 1934 Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr.
16.07.1938 Änderung des Ortsnamens Ischdaggen in Branden.
01.04.1939 Die Postagentur wird in eine Poststelle II umgewandelt.
Diözese
Nach letzten Angaben Gumbinnen
Superintendent
Nach Angaben für 1810-1824 Karl Gotthard Keber
Nach Angaben für 1826 Justus Zippel
Nach letzten Angaben Konrad Klatt
Domänenamt siehe Amtsbezirk
Nach Angaben für 1818 128
Nach Angaben für 1869 186
Am 02.12.1895 226, davon 105 männliche
Nach Angaben für 1912 234
Am 16.06.1925 205, davon 106 männliche
Nach Angaben für 1937 189
Am 17.05.1939 227, davon 123 männliche
Einwohner
Nach Angaben für 1818 128
Nach Angaben für 1869 186
Nach Angaben für 1895 226
Nach Angaben für 1925 205
Nach Angaben für 1939 227
Nachfolgend eine Beschreibung der Kirche aus dem Jahre 1890
Ißdaggen / Ischdaggen / ab 1938 Branden
ist ein königliches Bauerndorf, 10 km westlich von Gumbinnen.
Ißdaggen kommt voraussichtlich von ißdagge = ausbrennen her. Die ersten Ansiedler haben den hier stehenden Wald ausgebrannt. Der Name in Litauen häufig.
Die erste ev. Pfarrkirche wurde 1633 von Insterburg aus erbaut. Die Kirche soll früher weiter nördlich und dem Dorfe näher gestanden haben. George Beyer war der erste Pfr. hier; Ißdaggen gehörte damals als Filia* zu Nemmersdorf, von dem es 1647 losgetrennt wurde.
Die jetzige Kirche ist 1737 erbaut; Patron ist der König. Sie ist 34,5 m lang, 15,2 m breit und hat einen halbkreisförmigen Chor. Im Norden ist die Sakristei halbkreisförmig angebaut, neben welcher eine Vorhalle sich befindet. Die Westwand, worin ein vermauerter Eingang, ist stärker als die übrigen Wände.
Einen Turm besitzt die Kirche nicht. Die Fundamente aus Feldsteinen, das aufgehende Mauerwerk aus geputzten Ziegeln. Rundbogenfenster.
Das Innere zeigt eine flache Holzdecke.
Altar und der Kanzel vereint. Zwischen zwei korinthischen Säulen und zwei Pilaster, vor und neben denen vier bärtige Gestalten (Moses und Aron?) stehen, erhebt sich die Kanzel mit gewundenen, korinthischen Säulchen an den Ecken, die plastischen Gestalten des Erlösers, Johannes und Lukas in den drei Feldern. Im zweiten Geschoß dieselbe Architektur. Schalldeckel mit Putten; in der Mitte ein Wappen mit drei Eicheln, ein springender Hund oder Hirsch auf dem Helm. Seine Krönung bildet der Erlöser. Dahinter ein Aufbau: Gott Vater mit der Weltkugel, links und rechts zwei Gestalten mit Gesetzestafeln (der rechts Markus?). In der Mitte durchbrochen; davor das Lamm mit dem Kreuze.
Kanzeltreppe mit vier Apostelgestalten. Thür dazu mit gewundenen, korinthischen Säulen, ornamentiertem Fries. Krönung: in der Mitte in Engel mit Fisch (Tobias?); links weibliche Gestalt mit Säule; rechts weibliche Gestalt, alles Holzschnitzerei. – Der Altar hat reiche Ornamentik; Ende der Barockzeit. – Altarschranke von 1802.
Zwei Altarleuchter, 58 cm hoch, beide mit der Inschrift: Gott zu Ehren und der Ischdaggischen Kirche zur Zierde geschenkt. Christian Arnolt 1682. Mit dem Labarum darunter.
Zinnerne Weinkanne: Heinrich Christian Schulemann. Anna Maria Frankin 1744.
An der Orgel befindet sich eine Bretterbekleidung mit der Inschrift: Herr Christoph Berent, Kurfst. Land-Kommissarius haben Gott zu Ehren Anno ……. Ob diese Inschrift zu der (von Papendik 1833 gebauten) Orgel gehört, ist fraglich.
Ein Beichtstuhl mit gewundenen, korinthischen Säulen. Auf der Vorderseite der Brüstung ein sitzender König geschnitzt. An der Rückwand Christus mit dem bußfertigen Zöllner. Auf den vier Ecken die Apostel Lukas und Markus nebst der Charitas und einer weiblichen Gestalt ohne Erkennungszeichen geschnitzt.
Eine Kreuzigungsgruppe von Holz in halber Lebensgröße, vergoldet, findet sich in einen :Halbkreisbogen eingelassen in der Mitte der S. Seite; XVII. bis XViII. Jahrhundert.
Grabstein vor dem Altare: Alhir liegen begraben – Herr Jakob Perkuhn – nebens seiner ehelichen Hausfrauwen Anna Hanin – vor sich undt seine Erben legen lassen anno 1673. P. war Pfarrer in J. 1662-1709.
Nachrichten über das Kspl. Ißdaggen: Pastenaci, 1757 62 ff. – Harnoch, C. und S. 1890 282 f.
Quelle: Boetticher . Die Bau- und Kunstdenkmäler der Povinz Ostpreußen – Königsberg 1895
*Filia: aus dem Lateinischen für die „Tochter“ = Filiale – So ist beispielsweise die Filialkirche (Tochterkirche, filia ecclesia) eine Kirche, die keinen eigenen Pfarrer hat, sondern von dem einer anderen, gewöhnlich benachbarten Mutterkirche mitversorgt wird. Daher rühren auch die kaum mehr gebräuchlichen Begriffe wie Filialgemeinde, Filialschule oder Filialinstute, also Zweiggeschäfte und Zweigetablissements, die entweder auswärts oder auch am eigene Wohnort errichtet wurden.