Kleehagen


Übersicht – Quelle: Gumbinnen von Dr. Grenz

Kleehagen

(Guddatschen), mit Gut Steinsruh (Groß-Cannapinnen, Groß-Kannapinnen) und Krug Steinsruh (Krug Groß-Cannapinnen, Krug Groß-Kannapinnen):

Kirchspiel Herzogskirch (Niebudszen). Amtsbezirk und Standesamtsbezirk Herzogskirch (Niebudszen). E.: 221. GH.: 870,— RM. G.: 614 ha. —
Eine einklassige Volksschule bestand schon vor 1900 und bis zur Vertreibung (Auskunft O. Ellmer). Der im Einwohnerbuch von 1925 erwähnte Lehrer i. R. Gustav Lindenblatt, der gleichzeitig als Gemeindevorsteher amtierte, war als Ortslehrer bis 1920 im Amt gewesen. Sein Nachfolger wurde Lehrer Franz Nolde (1920 bis 1930), und von 1931 bis zur Vertreibung amtierte Lehrer Erich Kutzat. —
Die LZ vom 5.2.1897 nennt die alleinige Lehrerstelle in G., die zum 1. Mai 1897 ausgeschrieben wird mit 780,— Mark Jahreseinkommen neben freier Wohnung und Feuerung im Werte von 125 bzw. 112 Mark, außerdem die staatlichen Dienstalterszulagen. —
1937: Bürgermeister Mühlenbesitzer und Landwirt Wilhelm Lux, ab August 1941 Landwirt Otto Ellmer. —
Post: Schmilgen über Gumbinnen (8 km), Abbau Ellmer, Klein, Lux: Pakallnischken über Gumbinnen. —
Landwirte: Richard Adomeit, Otto David (mit Hühnerfarm), Otto Ellmer, Fritz Klein, Willi Klein, Fritz Kuntzig, Wilhelm Lux, Friedrich Stubel, August Torkler (Landwirt und Maurer). —
Besitzer: Fritz Britt (Besitzer und Stellmacher), Franz Kuntzig und Besitzersohn Franz Kuntzig. —
Handwerker: Schmiedemeister Otto Bacher (auch Landwirt), Stellmacher und Besitzer Fritz Britt, Maurer und Landwirt August Torkler. —
Ferner: Kutscher Gustav Helmdach, Kutscher Paul Herold, landw. Gehilfe Ernst Kuhn, Gespannführer Gustav Radschat, Kämmerer Wilhelm Stamminger (Vorwerk Warkallen [Roioffseck]), Melker Erich Sziedat, Obermelker Franz Basner, Melker Karl Basner. —
Deputanten: Karl Stamminger (Vorarbeiter), Paul Strauß. —
Instmänner: Fritz Radschat, Franz Stamminger (auch Gespannführer), Friedrich Woitowitz. —
Arbeiter: Fritz Arnsberger, Gustav Buttgereit, Ferdinand Sperber. —
Sozialstatus: 4 Altsitzer, 1 Altsitzerin, 1 Rentenempfängerin, 1 Rentier, 1 Rentnerin. —
Im Vorwerk Roloffseck (Warkallen) die Deputanten: Karl Beyer und Fritz Klein. —
Waldwärter Franz Stamminger (Waldhaus). —
O. Ellmer nennt zusätzlich (für 1935) aus Kleehagen: Gespannführer Karl Demandt und Erich Martwich, Obermelker Franz Drewlies, Gespannführer Fritz Petz und Fritz Amberger, Treckerfahrer Albert Hühnerbein. —
Im Ortsteil Steinsruh (Groß-Cannapinnen): Landwirt Ernst Steiner, Jungbauer Peter Steiner, Inspektor Helmut Kaukereit, Inspektor Robert Werneyer, Wirtin Ella May, Schmiedemeister Ernst Winkler, Gasthofbesitzer und Landwirt Kurt Moderegger, Melkermeister Louis Blindenbacher, Deputanten Friedrich Angrabeit, Friedrich Borrmann und Otto Schardien, Remontewärter Karl Held; Christian Höpfner (ohne Beruf); Arbeiter und Deputant Franz Höpfner, Landarbeiter (Vorarbeiter) Karl Jasper, Instmann (Schweinefütterer) Karl Preßmann, Landarbeiter Fritz Kunzig, Deputanten Otto Warstat, August Keßler, Franz Katzki, Hermann Held, Hofgänger Willi Weinreich, Arbeiter und Deputant August Zimmermann, Instmann Gustav Schardien. —
O. Ellmer nennt zusätzlich für Steinsruh (Stand 1935): Deputanten Reinhold Mücke, Otto Bienert, Gustav Rattensperger. —

1925 in Guddatschen: Außer dem Lehrer i. R. Lindenblatt und Lehrer Franz Nolde noch eine Lehrerin Herta Klein. 6 Besitzer, 2 Kätner, 1 Schmied, 1 Zimmermann, 1 Melker, 1 Melkerin, 1 Maurer, 1 Schlosser. —Im Archiv der Kreisgemeinschaft Gumbinnen ein Lageplan vom Ortsteil Steinsruh (Groß-Cannapinnen), mit Einzeichnung sämtlicher Gebäude wie Scheunen, Ställe, Wohnhaus und Insthäuser.

Danach bestanden zum Zeitpunkt der Vertreibung 1 Schmiede und 1 Gasthaus westlich des Gutes. Die beiden Friedhöfe lagen nördlich und nordöstlich des Gutes. Ferner gehörten 3 Insthäuser zu der Anlage. Wer den Plan angefertigt hat, wird nicht vermerkt. —
1925 im Ortsteil Gut Gr. Cannapinnen: Gutsbesitzerin Luise Ritter, Verwalter Robert Werneyer, Wirtin Lisbeth Steinbacher, Gastwirt Johann Ludwig, Schmied August Hilpert, Obermelker Karl Warstat, Hausmädchen Martha Thomas und Minna Stamminger. Waldwärter Franz Stamminger. Wirtschafterin Elise Stankus, Kindermädchen Berta Wirschina, Milchfahrer Friedrich Ottenberg, Kutscher Franz Meyhöfer. —
Geschichte des Gutes Groß Cannapinnen: Aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg besteht eine Ausarbeitung mit dem Titel: „Groß Cannapinnen und die Familie Ritter“ — Ein Beitrag zur Geschichte des Grundbesitzes im Kreise Gumbinnen (Ostpr.).“ Darin wird ausgeführt: „Cannapinnen“, auf einen litauischen Wortstamm zurückgehend, bedeutet „Hanffeld“. Es war Jahrhunderte hindurch die Bezeichnung für eine Begüterung im östlichen Teil von Preußen an der Kreuzung der uralten Handelsstraße von Königsberg nach Kowno und der aus dem nordöstlichen Masuren kommenden Straße nach Tilsit, die nach Gründung des Regierungssitzes Gumbinnen an Bedeutung gewann. —
Nach den Grundakten des Amtsgerichts Gumbinnen, die bis in das frühe 17. Jahrhundert zurückreichten, war Cannapinnen ein Gut nach kulmischem Recht; urkundlich nachweisbar zunächst im Besitze der Familie vom Stein. Dem Christophorus vom Stein, Pfarrherrn zu Kraupischken (Kirchdorf im späteren Kreis Tilsit-Ragnit) war es von seinem Vater „erblich und ehelichen überkommen“. Später gelangte es an die Familie von Loewensprung und wurde durch Ankauf weiteren Grundbesitzes erheblich vergrößert. Anfang des 18. Jahrhunderts gehörten nicht weniger als 8 selbständige Wirtschaftseinheiten zur „Adl. Cannapinn’schen Begüterung„, und zwar das Hauptgut Cannapinnen nebst Vorwerken, der Cannapinner Wald, die Güter adl. Dwarischken und Powelischken (bei Insterburg), die „Chatoull-Guether“ Stirnlauken und Löbtuballen sowie Jotzuhnen und ein weiteres Gut (Lasdinehlen oder Sodinehlen[?]).
Zur Zeit Friedrich Wilhelms I. gehörte die Begüterung dem Geheimten Rath von Loewensprung-Loellhoeffel, der sich zunächst der besonderen Gunst des Königs erfreute, später aber wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten bei der Verwaltung der ihm unterstellten königlichen Domänenämter (z. B. Szirgupoenen) in Ungnade fiel. Sein Sohn, der Lieutenant von Loewensprung, veräußerte den Besitz, so weit dieser nicht bereits vom König eingezogen worden war, an den Königl. Amtmann Joh. George Flach (Flach und sein Schwiegersohn Niederstetter gehören zu den Ahnen der Familie v. Schoen – Adl. Blumberg). Flach behielt jedoch von dem stark zersplitterten Besitz nur einen Teil nächst der Stadt Gumbinnen, und zwar den westlichen Teil des Cannapinner Waldes (später in Ackerland und Weide verwandelt Klein-Kannapinnen, zuletzt Klein Blecken genannt), ein dazugehöriges Grundstück, das Anfang des vorigen Jahrhunderts vorübergehend die Bezeichnung „Belle-Alliance“ erhielt und andere Grundstücke, die später zu dem Ziegeleigut Friedrichsfelde zusammengefaßt wurden. Durch „Erb-Kauf-Contract“ vom 8. Oktober 1746 veräußerte Flach das Hauptgut Cannapinnen mit Vorwerken und mit dem östlichen Teil des Cannapinner Waldes, fortan Groß-Cannapinnen genannt, an Johann Heinrich Ritter. Dieser war nach seiner handschriftlichen Eintragung in der bis 1945 im Gutshaus aufbewahrten Familien-Chronik im Jahre 1707 im Reichsfreien Stift zu Quedlinburg geboren. Mit seinem Vater Hans Ritter, geboren 1685, und seiner Mutter Regina, Tochter des Richters Marx-Pohlen und der Anna Catharina Pletz, pastoris filia, war er aus dem Quedlinburgischen nach dem Osten Preußens gekommen, wo er zunächst eine einträgliche Pachtung inne hatte. Den Kaufvertrag von 1746 siegelte Ritter mit dem noch heute von diesem Familienzweig geführten Wappen (3 Hopfentrauben im ovalen Feld; aus dem mit Blätterkrone verzierten Helm, 3 Kolben zwischen 4 Ähren wachsend). Rund 200 Jahre, in 9 Generationen war das Gut fortan im Familienbesitz, bis zur Vertreibung 1945. Die Verbindung mit der Scholle wurde von schicksalhafter Bedeutung. —
Als 1757, im Siebenjährigen Krieg, das russische Heer auf seinem Marsch nach Berlin Ostpreußen überflutete, wurde der erwähnte Hans Ritter, als er sich mit seinen Leuten der Plünderung widersetzte, von eindringenden Russen in einem Fachwerkstall an der Ostseite des Gutshofs, neben dem Brauhaus, erschlagen. Die Familien-Chronik wußte Einzelheiten über das grausige Geschehen zu berichten. Mit Gewissenhaftigkeit haben die Ritters in ihr alle bedeutsamen Familienereignisse sowie die Veränderungen im Besitz, aber auch die wichtigsten Ereignisse im Zeitgeschehen verzeichnet. Sein Enkel Johann-Christian Ritter, verehelicht mit Louisa Dorothea Götz, war Deputierter des Insterburgschen Hauptamtes zur Preußischen Ständeversammlung. Als Abgesandter des Hauptamtes nahm er 1786 an der Huldigungsfeier König Friedrich Wilhelms II. teil und wurde, wie er nicht ohne Genugtuung verzeichnete, zu der darauf folgenden königlichen Festtafel im Moskowiter Saal des Königsberger Schlosses hinzugezogen. Von seinen zwei Söhnen bewirtschaftete zunächst der jüngere, Wilhelm Gottlieb (später Generalpächter der Grafschaften Silginnen und Podangen, Rittergutsbesitzer zu Hohenfelde, vermählt mit der Stadtkämmererstochter Friederike Buchmann aus Rastenburg), das Gut, während der ältere, Christian Gottfried, in Königsberg Theologie studierte. Letzterer war nach seinem Examen schon zum Pfarrer des Kirchspiels Niebudszen (Herzogskirch) berufen, als er, nach seiner Heirat mit Maria Kaeswurm aus Groß-Puspern, es doch vorzog, Landwirt zu werden und den väterlichen Besitz zu übernehmen. Christian-Gottfried Ritter bekleidete wie sein Vater eine Reihe von öffentlichen Ämtern, war Generaldeputierter zur Ständeversammlung von 1808/09 und hat unter den Präsidenten von Auerswald und v. Schoen an dem Erlaß freisinniger Gesetze und Verordnungen mitgearbeitet.
Vom König wiederholt ausgezeichnet, war er Pate des zu Königsberg geborenen Töchterchens der Königin Louise. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete er die Witwe des Gutsbesitzers Meyhöfer, deren Begüterung Kauschen nebst Ritterswalde und Ritterstreu (Kreis Ragnit) er ebenfalls bewirtschaftete und „arrondierte“. Historisch interessant sind seine Schilderungen vom Vorrücken des stolzen napoleonischen Heeres und von der „grauenvollen französischen Retirade“ nach der Niederlage von Moskau 1812. Den gleichen Weg, an Cannapinnen vorbei, in umgekehrter Stoßrichtung nahmen die Truppen wie einst das russische Heer bei der Invasion von 1757. Reste der geschlagenen französischen Armee zogen plündernd durch das Land. Christian Gottfried Ritter organisierte eine „erste Hilfe“ für Kranke und invalide Soldaten, die nach Wiederherstellung der Transportfähigkeit in ihre Heimat zurückkehrten. Viele von ihnen, besonders von süddeutschen Kontingenten, blieben jedoch in Ostpreußen und fanden dort eine neue Heimat; so auch die Familie Stamminger, die von 1812 bis 1945 dem Betrieb in beispielhafter Treue verbunden war und stets bevorzugte Posten auf dem Gut inne hatte, z. B. Waldwärter (Forstwart) (Franz Stamminger) oder auch Kämmerer (Vogt) (Wilhelm Stamminger) auf dem Vorwerk Warkallen. Über die Begegnung CH. G. Ritters mit dem Soldaten Stamminger 1812 an der historischen Mühle, an der einst Napoleon Rast gehalten haben soll, berichtete ein Artikel in der Gumbinner Zeitung von 1933. —
Unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit und mit hohen Ehren (sein Name wurde in die Glocke der Kirche zu Niebudszen, gegossen 1797 von Copinus, eingraviert) wurde Christian Gottfried Ritter auf dem Familienfriedhof zu Groß-Cannapinnen beigesetzt. —
Sein Sohn Johann Friedrich Ritter, bekannt durch seine Bemühungen um das landwirtschaftliche Vereinswesen, war vermählt mit der Tochter des Gutsbesitzers Buettler aus Rudupoenen; sein Enkel, Otto Ritter, war Jahrzehnte hindurch Kreisdeputierter und Vertreter des Landrats, auch Mitglied des Vorstandes landwirtschaftlicher Vereinigungen und Genossenschaften, Ritter des Roten Adlerordens. Mit seinem Ableben erlosch diese Ritterlinie im Mannesstamm. Cannapinnen wurde in der Folgezeit für die Eigentümer „Rittersche Erben“ bewirtschaftet von Carl Steiner-Blecken, dem Ehemann von Anna Ritter. Steiner, Sohn eines aus Salzburger Familie stammenden Gutsbesitzers aus Adl. Sakautschen, hatte Blecken, das Cannapinnen benachbarte Gut, von Rademacher-Adl. Winge erworben. In Fortführung der Ritter-Tradition war er Inhaber zahlreicher Ehrenämter, Mitglied des Generallandtages und der Evangelischen Synode, Vorstandsmitglied vieler landwirtschaftlicher Vereinigungen und Jahrzehnte hindurch Vorstand der Salzburger Anstalt in Gumbinnen. Besondere Verdienste erwarb er sich 1914/15 als Mitglied der Regierungskommssion zur Feststellung der Kriegsschäden im Regierungsbezirk Gumbinnen. Nach seinem Tode 1938 ging Groß-Cannapinnen, zuletzt Steinsruh genannt, über auf den Sohn Ernst Steiner-Ritter, 1935 vermählt zu Schloß Milkau, Kreis Sprottau, mit Christel Tominski; aus der Ehe stammen die Söhne Peter und Ekhard. Blecken kam im Erbwege an die Tochter Charlotte Steiner, verehelichte Labesius in Adl. Klein-Dombrowken, Kreis Angerburg. —
Cannapinnen zählte zu den ältesten Privatgestüten der Provinz Ostpreußen, es hatte einen eigenen Remontemarkt. Im vorigen Jahrhundert war seine Schafzucht bekannt. —
Mehr über die letzten Verhältnisse von Groß-Cannapinnen/Steinsruh entnehmen wir einer Niederschrift von Ernst Steiner-Steinsruh vom 28.3.1971 mit dem Titel: „Gut Steinsruh (Gr.Cannapinnen).“ Darin heißt es: Groß-Cannapinnen wurde von den Vorfahren Ritter aus Ditfurt-Quedlinburg im Harz stammend, am 18. Oktober 1746 käuflich erworben. Bei Erwerb des 189 ha großen Besitzes siegelte der damalige Ahnherr Johann Heinrich Ritter mit einem Wappen, das drei Hopfentrauben im Schilde mit Rohrkolben zwischen Ähren, aus dem gekrönten Helm wachsend zeigt, wobei die Annahme dieses Wappens mit der Gutsübernahme in Zusammenhang zu bringen ist. Der letzte Namensträger war Otto Ritter, geboren am 8. Juli 1832, gestorben im Sommer 1909. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Besitz durch Zukauf weiterer Ackerflächen verdoppelt. Die Größe betrug 378 ha mit Vorwerk Medin (Warkallen), zuletzt Roioffseck. Dieser beachtliche Ausbau und Aufstieg ist der Umsicht und Tüchtigkeit der Ritterahnen zu verdanken. Hervorzuheben sei noch, daß sie bei all ihren Unternehmungen von einer arbeitsamen, treuen Gefolgschaft unterstützt wurden. Mein Großvater Otto Ritter hatte eine liberalkonservative Gesinnung, sein Grundsatz war folgender: Die eigenen Interessen müssen gegenüber denen der Allgemeinheit zurückgestellt werden. Als tüchtiger Landwirt, Reserveoffizier und umsichtiger Kommunalpolitiker genoß er bei der Bevölkerung großes Ansehen und war über die Gumbinner Kreisgrenzen hinaus bekannt. Als erster Kreisdeputierter versah er zahlreiche Ehrenämter, seine Lebenserfahrung und beratender Einfluß reichten bis zum Landwirtschaftlichen Zentralverein in Insterburg, daher auch der Name Groß-Cannapinner Allianz, die zur Namensgebung Belle Alliance (gute Allianz) für Groß-Cannapinnen führte. Bei Empfängen von S. M. des Königs von Preußen war er in das Königsberger Schloß geladen. Er war zudem Träger des Roten Adler-Ordens III. Klasse. Nach dem Tode Otto Ritters ging Groß-Cannapinnen in die Hände der Ritterschen Erben, Frl. Luise Ritter und meiner Mutter Anna Steiner, geb. Ritter-Blecken über. Generalbevollmächtigter war mein Vater Carl Steiner-Blecken, Kr. Gumbinnen. Im Zuge der Erbfolge waren keine männlichen Ritterschen Nachkommen vorhanden. Am 27. 1. 1906, mittags 12 Uhr geboren, setzte mein Großvater mich als seinen Erben ein. Am 20. September 1934 wurde Groß-Cannapinnen mir durch notariellen Vertrag von meiner Mutter überschrieben. Am 29. September 1934 heiratete ich Christiane Marie-Luise Tominski, Dom. Milkau, Kr. Sagan-Sprottau (Niederschlesien). Der Ehe entstammen zwei Söhne: Peter und Eckard.
Den väterlichen Betrieb Steiner-Blecken, Kr. Gumbinnen, erbte meine einzige Schwester Charlotte Lottermoser, verw. Labesius, geb. Steiner-Dammfelde, Kr. Angerburg.
Steinsruh war ein rein landwirtschaftlicher Betrieb nach dem Stande der Vertreibung (21.10.1944). Ackerbau und Viehzucht waren maßgebend, auch eine planmäßige Waldwirtschaft wurde betrieben. —

Die Pferdezucht war neben der Viehzucht erstrangig. Remonten wurden auf eigenem Remontemarkt in Blecken der Remontierungs-Kommission zum Verkauf gestellt. Die Viehzucht war auf Milcherzeugung, Bullen- und Sterken-Verkauf auf der Insterburger Auktion der Ostpreußischen Herdbuchgesellschaft zugeschnitten. —
Ende der dreißiger Jahre wurde eine Merino-Fleischschafherde von 150 Stamm-Müttern zugelegt. Auch hier waren bis zur Flucht, Oktober 1944, beachtliche Erfolge zu verzeichnen. Zum Schluß sei noch die Schweinezucht erwähnt. Diese Zucht war keine eingetragene, sie wurde lediglich zu Mastzwecken  betrieben.  Der  Grund  hierfür war keine ordnungsgemäße Aufzuchstätte. Der Schweinemaststall befand sich im 1. Stock, Giebel nach Norden des Vieh- und Pferdestalles. Das Stallgebäude hatte eine Decke aus Eisenbeton. Diese erlaubte auf einem Drittel der Fläche eine Mast-Schweinehaltung, aber keine Aufzuchtmöglichkeit. Über dem Schweinestall befand sich ein Getreidespeicher mit Aufzug. Die anderen zwei Drittel dienten als Heuboden mit einer Höhen-und Seitenförderung. —
Für die nahe Zukunft war vorgesehen, Aufzuchtmöglichkeiten zu ebener Erde zu schaffen und die Schweinehaltung ebenfalls als eingetragene Zucht auszubauen. Der Ausbruch des Zweiten „Weltkrieges 1939 und der schandbare Verlust unserer Heimat „Ostpreußen“ machten meinen Dispositionen einen endgültigen Strich durch die Rechnung.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914—18 wurde in Groß-Cannapinnen ein Brennereibetrieb unterhalten. Auf Befehl wurden im letzten Kriegsjahr sämtliche Buntmetalle der Brennerei-Einrichtung entnommen, sie sollten dem bitterbösen Kriegshandwerk bessere Dienste leisten. Dieser Erwerbszweig kam zum Erliegen und wurde nach Kriegsende nicht mehr aufgenommen. Aus Empörung über diese Maßnahmen verkaufte mein Vater das Brennrecht. Im 4 Morgen großen Obstgarten stand eine Eiche mit 4,10 m Umfang und 25—30 m Kronendurchmesser. Dieser Baum stand unter Naturschutz.