Klein Baitschen


Übersicht – Quelle: Gumbinnen von Dr. Grenz

Klein Baitschen

Kirchspiel Amtshagen (Szirgupönen). Amtsbezirk und Standesamtsbezirk Amtshagen (Szirgupönen). — E.: 165. GH.: 850,— RM. G.: 537 ha. —

Einklassige Volksschule, 1926 erbaut (lt. Verw.-Ber.), 1930 Stallgebäude erweitert und umgebaut (lt. Verw.-Ber.), 1925: Lehrer Karl Kludszuweit, 1937: Lehrer Adolf Weitkunat, bis zur Vertreibung am Ort (lt. OF). —
1937: Bürgermeister Bauer Otto Urbschat, bis zur Vertreibung im Amt (lt. OF). —
Post: Groß Baitschen über Gumbinnen (8 km). —
Landwirte: Fritz Didjurgeit, Franz Erlach, Christian Fuchs, Gottlieb Grün, Hans Grün, Hans Kalweit, Otto Kalweit, Franz Ketelhut, Fritz Ketelhut, Willi Ketelhut, Fritz Klinger, Fritz Maukel, Otto Meitsch, Paul Schiemann, Fritz Schneider (Landwirt und Stellmacher), Otto Urbschat, Alexander Weßler, Harry Weßer. —
Besitzerin: Auguste Teschner. —
Besitzer:   Gustav  Mehlhorn.   —
Handwerker: Maurer Kurt Dannowitz, Maurer Gustav Götzki, Maurer Friedrich Gritzmacher, Böttcher Johann Hegewald, Maurer Gottlieb Helmdach, Schneidermeister Friedrich Henkel, Maurerpolier Ernst Jautelat, Maurer Fritz Kaprolat, Maurer Friedrich Mehlhorn, Maurer Heinrich Pohl, Stellmacher und Landwirt Fritz Schneider, Tischler August Weßler. —
Ferner: Kutscher Fritz Abromeit, Melker August Engelhardt, Eigenkätnerin Magdalene Grün. Dienstmädchen Katharine Hegewald, Kutscher Kurt Milanski, Kutscher Karl Müller, Kutscher Otto Pinkel, Kätnerin Elisabeth Pohl. —
Arbeiter: August Aukschlat, Reinhard Berke, Friedrich Dannowitz, Wilhelm Gudat, Franz Kluge, Fritz Schiemann, Fritz Spitzkat. —
Sozialstatus: 1 Rentenempfänger, 2 Rentenempfängerinnen, 3 Witwen, 1 Land.-Witwe, 1 Altsitzerin, 1 Rentner, 1 Rentnerin, 1 Invalide, 2 Frauen ohne Beruf, 1 Mann ohne Berufsangabe. —
1925: Gutsbesitzer Otto Meitsch, Gemeindevorsteher Landwirt Gottlieb Grün, 7 Besitzer, 6 Kleinbesitzer, 1 Schneider, 5 Maurer, 1 Stellmacher, 1 Gastwirt (Konrad Führer), 2 Tischler, 1 Oberbahnwärter i. R. —
Im Archiv der Kreisgemeinschaft Gumbinnen 1 Ortsfragebogen von 1966 mit Beiblatt, Lageplan der Gemeinde und Foto einer Ulme, die an der Hofauffahrt von Otto Urbschat gegenüber der Schule gestanden hat. —
Unter dem 14.7.1966 übersendet Otto Urbschat Herrn O. Gebauer einen Bericht über die Ulme (Rüster):
Der Baum stand am Westausgang des Dorfes an dem Weg nach Gumbinnen, an der Auffahrt zu meinem Hof, gegenüber der Schule. Er war etwa 500 Jahre alt, 33 m hoch, der Stammumfang 1 m über dem Boden 3,60 m. In der Umgegend war er als Urbschats „Rösterbom“ bekannt. Mein Großvater war 1818 geboren, als er zur Schule ging, stand schon derselbe große Baum. Er erzählte mir, sein Vater hätte noch 2 solcher Bäume gekannt, die rechts und links standen. Sie waren wohl als Schutz gegen Weststürme für das Dorf gepflanzt worden. Im Frühjahr bekam der Baum zuerst braune Blüten, dann hellgrüne Blätter, die später dunkler wurden, bis sie sich Mitte September in Goldgelb verwandelten. Wenn im Oktober der erste Reif über Nacht kam und windstilles Wetter herrschte, rieselten sie zu Boden und bildeten eine dicke Schicht darüber. Vor dem Ersten Weltkrieg spielte der Baum beim Manöver eine Rolle. Wenn unsere Gumbinner 33iger Felddienstübung hatten, so gings über Preußendorf, Altkrug, Groß Baitschen bis zur Schmiede. Da eine Brücke damals noch nicht bestand, ging es im Gänsemarsch über den Steg nach Klein Baitschen. Hier begann die Übung.

Durch 2 Mann, die Hilfestellung leisteten, wurde der Beobachtungsposten auf den starken Ast, der nach Westen ragte, gehoben. Der Ast war so dick, daß der Soldat mit seinen Kommißstiefeln, das Gewehr dazwischen, mit dem Rücken an den Stamm gelehnt, einen sicheren Stand hatte. Wenn nun der Feind über Grüns Lehmberg in Sicht kam, gab er mit Platzpatronen einige Schüsse ab, worauf wir Jungen schon warteten, um die abgefeuerten blanken Messinghülsen zu sammeln, auf denen man so schön pfeifen konnte. Als ich zu Weihnachten 1944 am 2. Feiertag zum letzten Male auf meinem Hofe war, lag im Keller die Bedienung eines Nebelwerfers und ich mußte sehen, wie unser schöner alter Baum ein Opfer des Krieges wurde. Er war Richtpunkt für die feindliche Artillerie und sollte gefällt werden. Da Rüster ein hartes Holz ist, gelang es nicht; sie hatte aber eine Kerbe durch 1/3 ihres Stammes und wird heute nach über 20 Jahren wohl vertrocknet sein. —
Lt. OF 1966 zuständiger Amtsvorsteher des Amtsbezirks Amtshagen (Szirgupönen) Rau;
zuständiger Polizeiposten in Groß Baitschen;
1 Gastwirtschaft von A. Wessler, kein Kaufladen,
1 selbständiger Handwerker: Fritz Schneider.
12 Bauernhöfe: Fritz Meitsch 69 ha., Otto Horrmann 50 ha., Albertine Schiemann 46 ha., Gottlieb Grün 41 ha., Franz Steiner 37 ha., Fritz Klinger 34 ha., Franz Ketelhut 33 ha., Otto Urbschat 31 ha., Christian Fuchs 10 ha., Franz Erlach 10 ha., Otto Kalweit 8 ha., Gustav Mehlhorn 8 ha. —
2 Familien haben die Pest von 1709/10 überlebt: Urbschat und Josupeit. —
Nach der Pest Ansiedlung von Salzburgern. —
In der Gemarkung 1500 Jahre alte Ulme (diese Datierung mit Sicherheit falsch! Anm. Grenz).
Verkehrslage: keine Buslinie, Bahnhof in Groß Baitschen (Strecke Königsberg—Eydtkau). —
Im Ersten Weltkrieg 6, im Zweiten Weltkrieg 8 Gefallene. —
In den Lageplan der Gemeinde außer den Besitzern auch der Friedhof und der Standort der Ulme eingetragen. Durch die Gemarkung floß die Schwentischke (Heidewasser), die hier in die Pissa (Roßbach) einmündete.

Im Ort lagen daher zwei Brücken: die eine über die Schwentischke am Treffpunkt der Wege von Amtshagen, Altkrug und Jägersfreude, bei Gastwirt Wessler, die andere über die Pissa am Wege nach Groß Baitschen.