Lorenzfelde


Übersicht – Quelle: Gumbinnen von Dr. Grenz

Lorenzfelde

(Datzkehmen), mit Kieselkeim (Kieselkehmen), Gut, und Gut Angermühle Kissehlen mit Mühle Angermühle (Mühle Kissehlen):

Kirchspiel und Standesamtsbezirk Nemmersdorf. Amtsbezirk Kieselkeim (Kieselkehmen) (Ortsteil von Lorenzfelde). E.: 261. GH.: für Lorenzfelde 760,— RM, für Kieselkehmen 940,— RM und für Angermühle 940,— RM. G.: 938 ha.
Volksschule im Ortsteil Kieselkeim (Kieselkehmen), am 20.05.1898 wurde der Neubau eines Schulhauses in Kieselkehmen beschlossen (Verwaltungs-Ber. 1898/99) und 1901 ausgeführt (Verw.-Ber. 1901/02), 1925: Lehrer Gustav Rosenberger, 1937: Lehrer Eugen Tischler. Die Schule fehlt im Verzeichnis der Kreisgemeinschaft vom 26.9.1966. —
1937: Bürgermeister i. V. Landwirt Egon Matthiae.
Post: Spirokeln, Kr. Gumbinnen (18 km).
Im Ortsteil Datzkehmen 1937: Landwirte: Fritz Bartel, Adolf Karalis, Franz Karalis, Bruno Klein, Fritz Naujoks, Gustav Pinnau, Fritz Schmidt, Friedrich Steinbrenner, Fritz Steinbrenner. —
Jungbauern: Otto Bartel, Willi Klein. —
Arbeiter Fritz Götz, Hausierer Daniel Klatt, Arbeiter Fritz Naujoks.
Sozialstatus: 2 Altsitzerinnen, 1 Rentenempfänger. —
1925: 10 Besitzer, 1 Eigenkätner, 1 Schneiderin, 1 Kleinrentnerin, 1 Altsitzerin, 1 Altsitzer. —
Im Ortsteil Gut Kieselkehmen: Landwirtschaftl. Beamter Kurt Klafki, Landwirt Egon Matthiae, Landwirtswitwe Anna Rapelius. —
Handwerker: Stellmacher Gustav Dyszbalis, Schmied Alfred Mustereit, Schmied Franz Mustereit, Ziegelmeister Paul Schmidt. —
In der Landwirtschaft: Wirtschafterin Anna Czinzoll, Kutscher Eduard Peijan, Melker Richard Tiedemann. —
Deputanten: Michael Bartkowiat, Heinrich Grau, Alfred Lojewski, Eduard Peijan, Valtin Simontowski, Karl Zanot. —
Arbeiter: Max Groß (landwirtschaftl. Arbeiter), Karl Henkies, Wilfried Herrmann (Landarbeiter), Adolf Mustereit, Gustav Mustereit, Otto Peijan, Franz Schlizio, Heinrich Schlupp, Karl Stegitz (landw. Arbeiter), Franz Wisotzki. —
1925 gehörte Gut Kieselkehmen mit Klein-Mixeln zusammen, daher die Angaben mit denen von 1937 nicht recht vergleichbar:
1925: Rittergutsbesitzerin Minna Matthiä, Landwirt Egon Matthiä, Gutsbesitzer Fritz Sosat (Kl. Mixein), Inspektor Otto Schimmelpfennig, Rendantin Lina Bendrat, Wirtschafterin Berta Adomeit, Lehrwirtin Margarete Back, Ziegelmeister Franz Demant, Schmiede Franz Mustereit, Alfred und Willy Mustereit, Franz Kmitta, Gärtner Max Kasper, Stubenmädchen Marie Teschner, Küchenmädchen Erna Neumann. 15 Deputanten, Stellmacher Paul Buntrock, Sattler Albert Gauske, Schweizer Richard Klimmeck, Unterschweizer Franz Jahn. —
Im Ortsteil Gut und Mühle Kissehlen 1937: Mühlenbesitzer Paul Eckert, Müllermeister Ernst Glaubitz, Schmied Emil Brosch, Buchhalter Kurt Haase, Landwirt August Nowall, Landwirt Gerhard Dyck, Deputant Wilhelm Endruschat und Adolf Seliger, Arbeiter: Otto Behrendt (Landarbeiter), Gustav Sager, Hermann Schmidt, Otto Seidler, Otto Slomianka. —
Sozialstatus: 2 Rentenempfänger, 1 Rentenempfängerin, 1 Witwe. —
1925: Gutsbesitzer Gerhardt Dyck, Mühlenbesitzer Erich Czygan (Mühle Kissehlen), Inspektor Horst Simon, Werkführer Franz Scheffler, 1 Wirtin, 1 Stubenmädchen, 3 Küchenmädchen, 2 Müllergesellen, 1 Gutsschmied, 2 Oberschweizer, 1 Unterschweizer, 1 Gärtner, 11  Deputanten, 1 Gespannführer, 1 Rendant (Heinrich Woldeit). —
Im Archiv der Kreisgemeinschaft Gumbinnen ein Bericht:
„Die Angerapp-Brücke bei Mühle Kissehlen“, ohne Verfasserangabe.
Es heißt darin: „Über die Angerapp gelangte man bei Mühle Kissehlen bis 1914 über eine Pontonbrücke, die zur Zeit des Eisganges auf dem Fluß vorübergehend aufgenommen wurde. Die Brücke war Eigentum des Kreises Gumbinnen, während der Weg Kieselkehmen-Szuskehmen den betreffenden Gemeinden gehörte. Die Anordnung zum Ab- und Aufbau der Brücke traf der zuständige Kreiswegemeister, der seinen Wohnsitz in Kuttkuhnen hatte, also weit vom Schuß war. Es kam daher mehrmals vor, daß die Brücke nicht rechtzeitig aufgenommen wurde und vom Eisgang mitgerissen wurde. Sie ging dann ab nach Schlaback, wie sich mein Vater ausdrückte. Bis die abgetriebenen Pontons und die weggeschwommenen Belaghölzer wieder herangeschafft waren, vergingen mitunter lange Wochen, und die Wassermühle Kissehlen war in dieser Zeit von ihren Kunden auf der rechten Angerappseite abgeschnitten, wenn der Verkehr nicht mühselig mit einem Ruderboot aufrecht erhalten wurde. Diese Pontonbrücke wurde im August 1914 von den zurückgehenden deutschen Truppen gesprengt. Die nachfolgenden Russen bauten eine Notbrücke, wobei ihnen die durch die vorhergegangene Sprengung versenkten Pontons als Auflage gute Dienste leisteten. Mein Vater hatte 1914 ein neues Wohnhaus gebaut, das bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Rohbau fertig stand. Die zur Fertigstellung des Hauses bereitliegenden Dielen und anderes fertige Holz wurden in Anbetracht der Nähe der Brücke zum Brückenbau verwendet. Nach der Flucht der Russen nach der Schlacht bei Tannenberg wurde auch diese Brücke, diesmal von den Russen, gesprengt. Der Aufbau wiederholte sich jedoch diesmal von deutscher Seite. Diese Notbrücke hat in der Zeit bis nach der Winterschlacht im Februar 1915 bei den Truppenverschiebungen und dem Nachschub sehr viel geleistet und zum Gelingen des Angriffs an dieser Stelle der Front wesentlich beigetragen. Der Eisgang aber im Frühjahr 1915 fegte sie restlos weg. Nun wurde im Sommer 1915 von Pionieren eine Holzbrücke gebaut. Einwohner, die mit den Wasserverhältnissen der Angerapp vertraut waren, räumten dieser Brücke eine Lebensdauer bis zum nächsten Eisgang ein. Der leitende Offizier der Pionierabteilung wollte jede Wette eingehen, daß die von ihm gebaute Brücke jedem Eisgang auf der Angerapp standhalten würde. Leider war er im nächsten Frühjahr nicht anwesend, um zu sehen, wie seine Brücke durch die Eismassen wie eine Streichholzschachtel zerdrückt wurde. Nach langen Überlegungen baute der Kreis Gumbinnen dann eine Fuhrwerksfähre und stellte den Fährmann Scherlies aus Szuskehmen an, der in den Tagesstunden gegen Entgelt das Übersetzen recht und schlecht besorgte. Nicht immer ging dies reibungslos vor sich. Mehrmals gerieten mehlbeladene Fuhrwerke durch scheu gewordene Pferde in den Fluß. Einmal riß, infolge starken Druckes des Hochwassers, das Halteseil und nur die Geistesgegenwart des Fährmannes, der ein Ende des gerissenen Drahtseiles noch rechtzeitig um das Geländer der Fähre schlingen konnte, verhinderte dadurch, daß die Fähre und die auf ihr befindlichen Pferdewagen über das kurz unterhalb der Fähre befindliche 2 m hohe Mühlenwehr getrieben wurde. Als die Zustände an dieser Stelle unhaltbar geworden waren, wurden nach dem Ersten Weltkrieg seitens des Kreises Wasserbausachverständige zu Rate gezogen, die dann eine stabilere, hölzerne Brücke planten, welche dann auch mit einer Verbesserung der Zugangsstraße gebaut wurde. Ein Teil der zum Schutze der Brücke oberhalb derselben eingerammten Eisbrecher mußte später in einen richtigen Winkel zum Angriffspunkt des Eisganges gebracht werden, ein Fehler, der sich erst in der Praxis ergab. In jedem Winter mußte sehr darauf geachtet werden, daß nach längerer Frostperiode vor plötzlich einsetzendem Stauwasser die eingerammten Pfeiler durch Aussägen des Eises vor einem Herausheben durch das festgefrorene Eis geschützt wurden.“
Ferner im Archiv der Kreisgemeinschaft 3 Skizzen der 3 Ortsteile auf Millimeterpapier mit Kommentarseiten, auf denen die Bedeutung und Besitzer der einzelnen Gehöfte angegeben werden.
Danach im Ortsteil Angermühle (Kissehlen-Mühle) eingetragen: 1. Wassermühle Paul Hetz. 2. Wohn- und Wirtschaftsgebäude Hetz (ca. 40 Morgen). 3. Insthaus. 4. August Nowall (ca. 40 Morgen). 5. Wasserstauwehr. 6. Holzbrücke.
Im Ortsteil Gut Angermühle (Gut Kissehlen) eingetragen: 1. Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Ostpr. Siedlungsgesellschaft (ca. 1200 Morgen). 2. Gutsschmiede, 3. Insthäuser. 4. August Nowall (ca. 40 Morgen) (ehemaliger Gutskrug).
Im Ortsteil Kieselkeim (Kieselkehmen) eingetragen: 1. Gutshaus von Egon Mathiä  (ca. 2000  Morgen). 2. Park. 3. Karpfenteich. 4. Spritbrennerei. 5. Wirtschaftsgebäude. 6. Insthäuser. 7. Ziegelei. 8. Schule, vor 1914 erbaut, einklassig.