Praßfeld


Übersicht – Quelle: Gumbinnen von Dr. Grenz

Praßfeld

(Praßlauken): Kirchspiel Groß-Waltersdorf (Walterkehmen). Amtsbezirk und Standesamtsbezirk Groß-Waltersdorf (Walterkehmen). E.: 344. GH.: 860,— RM. G. 834 ha. —

Einklassige Volksschule. Eine am 05.01.1899 beschlossene zweite Schulklasse ist 1900 eingerichtet worden (Verw.-Ber. 1899/1900). Im Herbst 1901 wurde das Schulanwesen in P. durch Feuer vernichtet. Im Frühjahr 1902 begann man mit dem Neubau des Schulhauses, nachdem das Stallgebäude bereits 1901 noch fertiggestellt wurde (Verw.-Ber. 1901/ 1902). 1925: Lehrer a. D. Michael Paul und Lehrer Wilhelm Ritter. 1937: Lehrer August Römer (dieser bis zur Vertreibung am Ort). —
1937: Bürgermeister Landwirt Fritz Krämer, bis zur Vertreibung Bauer Emil Schupp. —
Post: Walterkehmen, Kr. Gumbinnen (16 km). —
Grundbesitzer Franz Höfert. —
Landwirte: Friedrich Aßmus, Hans Atrott, Heinrich Atrott, Ludwig Brachmann, Franz Brandstädter, Otto Brandstädter, Fritz Diedrigkeit, Johann Diedrigkeit, Hermann Erlach, Ewald Felske (Gast- und Landw.), Franz Gardain, Ferdinand Gaudßuhn, Alfred Graeber, Emil Hardt, Heinrich Hobeck, Johann Höfert 1 und 2, Otto Höfert, Reinhold Höfert, Wilhelm Höfert, Friedrich Kalweit, Franz Kirstein, Johann Klaus, Fritz Klinger, Albert Koch, Emil Koch, Friedrich Kollwitz, Fritz Kollwitz, Kurt Kollwitz, Eduard Koslowski, Franz Krämer, Fritz Krämer, Franz Meiser (Tischler und Landwirt), Friedrich Meiser (Besitzer), Fritz Meiser, Adam Monezka, Johann Müllerskowski (Schmied und Landwirt), Fritz Naujokat, Fritz Neubauer, Gustav Ney, Fritz Nürnberger, Franz Peter, Fritz Pridat, Emil Reimann, Ernst Riegel, Willi Rosemann, Samuel Schiemann, August Schupp, Karl Schweingruber, Emil Vogler. —
Besitzer: Hans Aßmus (Besitzersohn), Willy Brachmann (Besitzersohn), Erich Kalweit (Besitzersohn), Bruno Koslowski (Besitzersohn), Friedrich Meiser, Hermann Nern, Otto Räder (Besitzersohn), Alfred Schupp (Besitzersohn), Dorothea Sipply (Besitzerin), Fritz Weller (Besitzersohn). —
Bauern: Alfred Aßmus (Jungbauer), Hans Höfert (Jungbauer), Fritz Lill, Otto Naujokat, Friedrich Räder, Emil Schupp, Fritz Sipply, Willi Sipply, Friedrich Weller. —
Handwerker: Pantoffelmacher Karl Günther, Schneider Franz Hoefert, Sattlermeister Willy Kolluker, Fleischer Max Lengwenat, Schuhmacher Albert Mattuat, Tischler und Landwirt Franz Meiser, Schmiedegeselle Erich Müllerskowski, Schmied und Landwirt Johann Müllerskowsi, Maurer und Besitzer Peter Artur, Maschinenschlosser Fritz Rammoser. —
Weitere Berufe: Kutscher Hans Dettlaff, Gastwirt (und Landwirt) Ewald Felske, Kutscher Fritz Fietkau, Kutscher Heinz Freitag, Dränagearbeiter Fritz Gallinat, Kutscher Otto Geffrom, Knecht Willi Geffrom, Polizeibeamter a. D. Fritz Gräber, Freiarbeiter Hermann Hinz, Kutscher Willy Hinz, Freiarbeiter Hans Katluhn, Kutscher Franz Schelzki, Melker August Stengel. —
Arbeiter: Emil Byally, Willi Dreikopf, Fritz Funk, Fritz Günther, Otto Jurkschat, Otto Katlun, Eduard Krüger, Gustav Naujoks, Hermann Redzus, Ferdinand Will. —
Sozialstatus: 10 Altsitzer, 4 Altsitzerinnen, 2 Rentenempfänger, 5 Rentenempfängerinnen, 3 Rentner, 1 Rentnerin, 1 Kriegsrentner, 1 Ortsarme, 2 Witwen, 2 berufslose Frauen, 3 Frauen kein Beruf angegeben. —
1925: 44 Besitzer, 1 Schupowachtmeister, 1 Kaufmann, 1 Gastwirt, 2 Schneider, 1 Schuhmacher, 1 Schmied, 1 Müller, 1 Tischler, 1 Fleischer, 1 Stellmacher, 1 Holzschuhmacher (Franz Attrot), 1 Gerber, 1 Drechsler. —
Im Archiv der Kreisgemeinschaft ein Aufsatz aus „Das Ostpreußenblatt“ (1963) von Walter Grunert: Prasslauken, das Waldenserdorf.
Dort heißt es: „Zu den Einwanderern aus fast allen europäischen Ländern deutscher und fremder Zungen nach den Pestjahren von 1709/10 in die ostpreußischen wüst gewordenen Ländereien gehören auch eine Anzahl von Waldensern. Das waren Menschen, die wie die Hugenotten ihres Glaubens wegen aus den heimischen Alpentälern des damaligen Herzogtums Savoyen und Piemont grausam verfolgt, getötet und vertrieben wurden. Flüchtlinge dieses schlichten Völkchens verbreiteten die Kunde von den Greueln weithin und weckten überall Empörung. Eine Anzahl von Familien fand um die Mitte des 17. Jahrhunderts in dem damals württembergischen Gebiet um Belfort, westlich von Basel, erste Zuflucht, wo sie den Reformierten gleichgeachtet wurden. Sie hatten französische Namen und erhielten in der Grafschaft Mömpelgard Unterkunft in Dörfern, die gerade auf der Sprachgrenze zwischen Deutsch und Französisch lagen, in Perouse, Pinache, Serre, Villar, Balmbach, Brockenheim, Klein-Steinbach und Mutschelbach. Es waren Bauern und einige Handwerker, die sich, fleißig und anspruchslos, wie sie waren, in zwei Generationen bald vermehrten, aber nach 1700 an Mangel an Viehfutter und Holz in den dicht besiedelten Tälern litten. Das gaben wenigstens ihre Abgesandten bei dem preußischen Hofrat und Residenten Hecht in Frankfurt am Main an, der von König Friedrich Wilhelm mit der Anwerbung von Siedlern für die verödeten und erst teilweise wieder besetzten Gebiete in Preußisch-Litauen, wie man damals sagte, betraut war. Am 7. August 1717 erschienen Jaques Berger und Jean Bouc als bevollmächtigte Vertreter der etwa 120 Familien. Der König war nicht abgeneigt, den ihm vorgetragenen Wunsch zu erfüllen, doch wollte er wissen, „ob es Keine Bettler und alte Leutte sind, die man Pension gehben mus, denn Pensions gebe nit; aber ein Priester will ich halten, Schulmeister auch und ein Richter auch“. Die Leute sollten die Kosten des Transportes selbst bestreiten und ihre neuen Anwesen ohne Staatszuschüsse aufbauen. Nur sechs Freijahre wurden den Ackerbauern auf dem Lande, drei den Handwerkern in den Städten gewährt. Die Beauftragten in Gumbinnen schlugen die Gegend von Goldap vor, wo freie Hufen und Bauholz aus der Rominter Heide reichlich zu finden seien. Aber der Landesherr Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg gestattete den Abzug nicht ohne weiteres, und so konnten sich erst nach fast drei Jahren im Sommer 1720 im ganzen 104 Waldenserfamilien auf den Weg machen. Der König hatte zugestanden, die Leute nach dem Muster und dem Recht der schon in Ostpreußen bestehenden reformierten Schweizerkolonien anzusiedeln und ihnen in dem Refugié Jean Louis Pojas einen Richter ernannt. Bei der Anreise dieser Familien in Berlin wurde der König jedoch gewahr, daß viele nur sehr geringe Geldmittel besaßen, und er wies die Leute ab; er könne keine Pracher gebrauchen. Er hatte schon schlechte Erfahrungen gemacht und war unwillig. So schien es mit den Waldensern nichts zu werden. Sie mußten im Herbst Berlin verlassen und wandten sich nach Jütland, wo ihnen die dort befindliche französische Kolonie jedoch auch nicht half, so daß die Mehrzahl schließlich erst in Hessen in Gottstreu und Gewissensruh Unterkommen fand. Wenn also der Hauptstrom der Waldenser nicht weiter nach Osten führte, so sind doch einige Familien schon im Jahre vorher im Sommer 1719 nach Ostpreußen gelangt. Da der zugesagte Richter Pojas nicht für sie wirken konnte, nahm sich der Schweizerinspektor Lacarriere ihrer an und erreichte bei der Kammer, daß sie südlich von Gumbinnen in dem Dorfe Prasslauken an der Rominte geschlossen angesiedelt wurden. Der Ort wird in den Akten 1539 erstmalig als Prastfelde bezeichnet und war durch die Pest so gut wie restlos verödet. Daher bilden die Neulinge hier das einzige Waldenserdorf in Ostpreußen. Ihre Namen sind: Etienne Barral, Jacques Barral, Philippe Bertulin, Daniel Gillé (aus welcher Familie der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen Dr. Alfred Gille stammt. Der Name wurde im Laufe der beiden Jahrhunderte verschiedentlich geschrieben), Jean Héretier, David Bonnet, Jacques Charrier und Jean Juvenal. Drei weitere Familien, die sich im Jahre 1720 noch durchgeschlagen hatten, Louis Drouin, Jean Arnaud und die Witwe Isabeau Goiran, hielten sich nur vorübergehend in Prasslauken auf und haben sich anderwärts hingewandt. Die Erstgenannten aber treten leicht abgewandelt in den späteren Listen bis 1752 geschlossen auf. Nach und nach verändern sich aber die Namen, vor allem auch in den Kirchenbüchern. Aus Bertulin wird Bartolein, aus Bonnet Bonney oder Bonnin, aus Héretier Irretier, Erretier — Rittie, Ritter oder Rettge. Die Familiennamen Baral, Bartolein und die vielen aus Héretier entstandenen kommen noch heute vor; aber nicht mehr in Prasslauken oder Praßfeld, wie das Dorf zuletzt hieß. Die in der Gegenwart in Praßlauken wohnenden Bauern heißen alle anders, was durch Einheirat und Besitzwechsel im 19. Jahrhundert zu erklären ist. Höchstens käme als Nachfahre Bertulin-Bartolein im benachbarten Groß-Tellitzkehmen Rudolf Bartoleit in Frage, der da einen Hof von 49 Hektar besaß. Es ist also doch von der Waldenserwanderung, die einst ganz Europa erregte, ein Tropfen in den ostpreußischen Volkskörper gelangt.“
Nach Erscheinen dieses Aufsatzes von Dr. Walter Grunert brachte „Das Ostpreußenblatt“ einen Zusatz von Hans Hoefert: Salzburger in Praßlauken.
Darin heißt es: „Der innerhalb der Reihe „Blätter ostpreußischer Geschichte“ in Folge 11 erschienene Beitrag „Prasslauken, das Waldenserdorf“, wird von Hans Hoefert, 239 Flensburg, Bismarckstraße 103, mit Angaben über die Ansetzung Salzburger Einwanderer ergänzt: „In Praßlauken wurden um 1739 folgende zum großen Teil aus Werfen im Kirchspiel Salzburg stammenden Bauern angesiedelt: Jacob Hoefer (später Hoefert genannt; sie waren Bürgermeister bis zur Vertreibung) mit Ehefrau, geborene Scharfetter, und sieben Kindern nebst einer Magd sowie die Familien Kammer, Meser, Weller, Wenger, Peter, Schweingruber, Kraemer, Müller Graeber, Loerzer u. a. Das Dorf Praßlauken war ein typisches, ostpreußisches Bauerndorf. Geteilt von der Rominte, über die eine stabile Holzbrücke führte, lag es romantisch in stark hügeligem Gelände. Die nächste Bahnstation war Walterkehmen (Großwaltersdorf). In Praßlauken amtierte 30 Jahre lang der Lehrer Wilhelm Ritter, der 1952, hochbetagt und fern der Heimat, verstorben ist. In der Gegenwart wohnen in Praßlauken keine deutschen Menschen. P. gehört zu dem von den Russen annektierten Gebiet. Der Einbruch der Roten Armee im Oktober 1944 kam so plötzlich und überraschend, daß es vielen Einwohnern des Dorfes, das 1938 in Praßfelde umbenannt worden war, nicht mehr gelang, den Ort zu verlassen. Allein drei Ehepaare mit dem salzburgischen Namen Hoefert (früher Hoefer) sind dort umgekommen, zum Teil verhungert oder verschleppt worden“.
Ein gewisser Hans Hoefer in Kellinghusen schreibt am 26.08.1963 an Otto Gebauer: „In Flensburg lernte ich durch meinen Leserbrief die Familie Müller aus Praßlauken kennen. Die Frau ist eine Verwandte von dem Gumbinner Ritterkreuzträger Weitkunat. Müller erzählte, daß die Bauern ganz im Anfang geschlossen im Dorf wohnten, weil es auf dem Gelände zu unsicher war. Man mußte sich nachts einriegeln, weil zahlreiche Strolche umherzogen und plünderten. Erst viel später (nach der Separation im vorigen Jahrhundert! Anm. Grenz) wurden die Höfe auf den zugehörigen Feldern errichtet. Ich selbst weiß noch, daß Praßlauken im Jahre des Baus der Eisenbahn nach Szittkehmen (Wehrkirchen) (Kr. Goldap) eine Haltestelle bekommen sollte. Das kam aber nicht zustande, weil die anliegenden Bauern das hierfür beanspruchte Land nicht hergeben wollten, bzw. nicht genug Geld dafür erhalten sollten. Im Hinblick auf die Landschaft ist zu sagen, daß sie sehr schön war, hügelig und wegen der im tiefen Grunde fließenden Rominte auch romantisch. Die Rominte war flach und steinig und hatte großes Gefälle. Das Dorf war durch den Fluß geteilt, und die Holzbrücke lag somit in Dorfmitte. Auf einem Hügel im Dorf stand eine große Windmühle. An Fischarten habe ich als passionierter Angler dort vorgefunden: Hechte, Forellen, Barben, Barse, Gründlinge, Plötze usw. Weil der Fluß dort baumbestanden ist, war das Wasser selbst im heißesten Sommer eiskalt und den Temperaturen der Gebirgsbäche gleichzusetzen. — Nach weiteren Überlegungen glaube ich nicht mehr, daß die von Dr. Grunert hervorgeholten Waldenser (evangelische Franzosen) jemals in Praßlauken gewohnt haben, denn sonst wäre nach rund 200 Jahren doch noch mindestens einer dieser sagenhaften Nachkommen aufgetreten. Zu meiner Zeit, also seit Anfang des 20. Jahrhunderts gab es jedenfalls dort keine Familien mit französischen Namen. Mein Schwiegervater ist erst 1904 nach Praßlauken versetzt worden; er kommt aus Masuren und ist in Groß-Pillacken geboren worden (1863). Nach den seinerzeit beschafften arischen Nachweisen sind die Ritters aus Rußland eingewandert. Ritters gab es auch noch in Gertschen. Dort war ich mehrmals bei dieser Familie auf Besuch.“
Otto Gebauer schrieb am 10.05.1963 an Hans Hoefer, daß er mit den Ausführungen von Dr. Grunert auch nicht einverstanden sei, und am 10.05.1963 schrieb Gebauer an Dr. Grunert: „Interessant war mir Ihre Abhandlung im Ostpreußenblatt: ,Prasslauken, das Waldenserdorf´. Es war mir durch Herrn Schütz bekannt, daß einzelne Waldenser zusammen mit den französischen Schweizern im Reg.-Bez. Gumbinnen angesiedelt wurden. Daß das Dorf Praßfelde als reines Waldenserdorf galt, war mir nicht bekannt. Auch in dem einige km von Praßfelde (Praßlauken) gelegenen Dorf Matzutkehmen (Erlengrund) soll es 1719 einen Besitzer Bonnet und einen Besitzer Bartolaitis (Bartolain) gegeben haben. Die wohnten dort bis zu unserer Vertreibung. Herr Bartolain war mir persönlich bekannt. Darf ich Sie, sehr geehrter Herr Dr. Grunert bitten, mir die Quellen der für mich so hoch interessanten Ausführungen anzugeben?“
Dr. Walter Grunert antwortete am 21.05.1963: „Praßlauken war ein Waldenserdorf, weil zuerst nur dort die wenigen Waldenser angesetzt wurden. Es gab noch einheimische Bauern dort und auch bald weitere Ansiedler anderer Herkunft. Meine Quellen sind in der Zeitschrift der Altertumsgesellschaft Insterburg die Hefte 13 und 15, vor allem B. Haagen, Die Nassau-Siegensche Kolonie in Litauen im Heft 15, 1914, S. 65—82, und Altpreußische Geschlechterkunde 1960, S. 165—255 (Otto Hitzigrath: Die ostpr. Schweizerkolonie [nach den Listen 1710—1751]). Die Kinder der ersten Waldenser haben sich schnell in der Umgegend verbreitet (Bartolain und ähnliche Fälle).“
In der Bestätigung des Briefeingangs von Grunert schreibt Otto Gebauer am 05.06.1963 nichts Kritisches oder Ablehnendes über Grunerts Waldenser-Bericht mehr, so daß Grunert damit in der Angelegenheit auf Grund seiner Quellen sicher recht gehabt hat, und dies Gebauer auch anerkannte. —
Im Archiv der Kreisgemeinschaft befindet sich ein Ortsfragebogen von Praßfeld (Praßlauken), der von Willy Rosemann am 21.07.1966 ausgefüllt wurde, ausgestattet mit 5 Beiblättern und einer Planzeichnung des Ortes.
Danach war letzter Bürgermeister der Bauer Willi Sipply; die 1901 abgebrannte Schule wurde 1902 wieder aufgebaut. Besondere Verdienste um den Ort erwarb sich der Bauer Fritz Gräber (verschollen), er ließ Schützenstand und Schießhalle bauen, eine Heldenallee anlegen und trat als Wohltäter für das Waisenhaus Bethanien in Aktion.
Das Dorf soll 1738 gegründet worden sein.
Beim Russeneinfall vom 19.08.—12.09.1914 und 15.11.1914—12.02.1915 fielen nur 3 Gebäude dem Feuer zum Opfer.
An Vereinen bestand nur der Schützenverein, dessen Vorsitzender der erwähnte Fritz Gräber war.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Dorf von den Russen fast vollständig eingeäschert. Es fielen ihnen die folgenden Einwohner in die Hände: Bauer Kalweit, Bäuerin Koslowski, Frau Nern mit Kindern und Bauer Brachmann. Alle wurden in Litauen bei Bauern beschäftigt und kehrten mit Ausnahme des verschollenen Brachmann wieder zurück. Die Geschwister Brandstädter und Landwirt Wilhelm Hoefert wurden sofort beim Einmarsch von den Russen ermordet. Auf der Flucht eingeholt und erschossen wurden der Bauer Johann Diedrigkeit und Bauer Heinrich Hobeck und Frau; das gleiche Schicksal erlitten vermutlich die Vermißten: Bauer Johann Hoefert, Friedrich Meiser und Friedrich Sill. Lehrer Römer wurde in den Ural verschleppt und ist dort gestorben; außerdem wurden 5 Mädchen verschleppt und sind ebenfalls verschollen. (Der Ausfüller des Ortsfragebogens Willy Rosemann war früher Landwirt und Kassenverwalter der Gemeindekasse).
Durch die Ortsgemarkung führte nördlich der Rominte in Ost-West-Richtung die Bahnlinie Gumbinnen-Wehrkirchen (Szittkehmen), Kr. Goldap, die 1907 fertig wurde. Südlich der Rominte lief durch die Gemarkung die Reichsstraße 132 von Gumbinnen nach Goldap. Die alte Poststraße, von NW her kommend, überschritt kurz vor dem Dorf, aber bereits in der Gemarkung P. die Rominte nach Süden und bog dann ostwärts ab auf die spätere Reichsstraße 132, in Richtung Gut Jockeln. Durch Wasserlauf, Straßenführungen und Eisenbahn erfuhr die Ortssiedlung eine starke Zersplitterung. Die Schule lag nördlich der Rominte, unmittelbar neben dem Friedhof. —
Im Ersten Weltkrieg sind gefallen: Hans Brandstädter, Franz Didszus, Fritz Günther, Richard Gaudzuhn, Willi Koch, Franz Kalweit, Karl Katluhn, Karl Pabjolski, Otto Redzus.
Im Zweiten Weltkrieg sind gefallen: Otto Burchardt, Willi Brachmann, Hans Hoefert, Alfred  Gräber,  Otto  Gerhardt,  Fritz  Günther, Otto Gallinat, Heinz Freitag, Ewald Hardt, Erich Kalweit, Fritz Kollwitz, Fritz Krämer, Bruno Koslowski, Max Lengwenat, Erich Müller, Otto Meiser, Horst Peter, Alfred Peter, Franz Schelski, Fritz Thiel, Otto Jurkschat jun., Reinhold Hoefert, Kurt Müllerkowski, Willi Müllerkowski. Im freiwilligen Kriegsdienst als Lazarettschwester verstarb an ansteckender Krankheit Frl. Frieda Kalweit. Die Zahl der Kriegsopfer aus den letzten Kriegsmonaten ist wegen der Vertreibung nicht bekannt. —
Schließlich liefert W. Rosemann ein Verzeichnis der Bauern und ihrer Betriebsgröße: Friedrich Assmus ca. 32 ha. Hans Atrott 20 ha. Ludwig Brachmann 38 ha. Geschwister Brandstaedter 39 ha. (Maria, Lina, Otto, Bertha). Fritz Diedrigkeit 18 ha. Fritz Gräber 8 ha. Reinhold Hoefert 37,50 ha. Johann Hoefert 33 ha. Heinrich Hobeck 15 ha. Emil Hardt 8 ha. Fritz Kollwitz 58,25 ha (davon 22,50 ha in Großwaltersdorf). Fritz Krämer 22,50 ha. Friedrich Kalweit 25 ha. Johann Klaus 20 ha. Bruno Koslowski 16 ha. Franz Kirstein 8 ha. Friedrich Lill 40 ha., davon 4 ha Wald. Friedrich Meiser 26 ha. Otto Naujokat 22,50 ha. Fritz Nürnberger 32,50 ha. Franz Peter 15 ha Friedrich Räder 15 ha. Willi Sipply 16,25 ha. Fritz Sipply 18 ha. Karl Schweingruber 33,50 ha. Emil Schupp 37,50 ha. Fritz Neubauer 15 ha. Samuel Schiemann 33,50 ha. Friedrich Weller 39,00 ha. —
Landwirte unter 7,5 ha mit Nebenberuf: Heinrich Atrott 2,25 ha (Schirrarbeiter). Hermann Erlach 4 ha (Viehverteiler). Otto Hoefert 5,75 ha. Wilhelm Hoefert 1,50 ha (Rentier). Franz Hoefert 0,50 ha (Kaufladen). Franz Gardain 3,50 ha (Schirrarbeiter). Fritz Gallinat 1,50 ha (Freiarbeiter). Albert Koch 4 ha (Schlächter). Emil Koch 3,50 ha. Fritz Klinger 1,75 ha (Handwerker). Willi Kollecker 1,50 ha (Handwerker). Emil Meiser 3,25 ha (Handwerker). Erich Müllerskowski 4 ha (Handwerker). Artur Peter 0,50 ha (Handwerker). Emil Vogler 2,50 ha (Handwerker). Ewald Felske 4,75 ha (Dorfkrug mit Kaufladen). Fritz Ramoser 1,25 ha (Autoschlosser). Willy Rosemann 5,50 ha (ehrenamtlicher Bezirks-Kommissar der Feuersozietät Ostpreußen). Hermann Nern 6 ha (davon 2,5 ha in der Gemarkung Großwaltersdorf). Gustav Neu 6,50 ha. Fritz Pridat 6,50 ha. Otto Riegel 2 ha (Freiarbeiter). August Schupp 7,25 ha (und zweites Grundstück in Hochfließ). Dorothea Sipply 1,25 ha (Rentnerin). Emil Reinmann 3,75 ha. (Schirrarbeiter). Schulgrundstück (Lehrer) 6,75 ha. —
Ein 2. Ortsfragebogen über Praßfeld wurde von Hans Asmus 1966 ausgefüllt.
Danach war der letzte Bürgermeister der Bauer Emil Schupp.
Der Ort lag an der Rominte.
Der letzte Amtsvorsteher des zuständigen A. Groß-Waltersdorf war Ritter aus Roedszen.
Zuständiger Polizeiposten in Groß-Waltersdorf.
1 Gastwirtschaft und 1 Kaufladen von Ewald Felske.
11 selbständige Handwerker: Schmied Johann Müllerskowski, Sattler Willi Kollecker, Schneider Günter, Schneider Müller, Tischler Fritz Meiser, Tischler Emil Meiser, Stellmacher Emil Vogler, Pantoffelmacher Fritz Günter, Gerber Fritz Klinger, Maurer Artur Peter, Schlachter Max Lengwenat.
34 Bauern mit über 30 Morgen, 9 Bauern unter 30 Morgen.
Keine Mühle am Ort. —
Verkehrslage: 15 km zur Kreisstadt, zu den Bahnhöfen Groß-Waltersdorf und Gnadenheim je 3,5 km. —
Im Ersten Weltkrieg 13 Gefallene, im Zweiten Weltkrieg 33 Gefallene. —
Weiterhin findet sich im Archiv der Kreisgemeinschaft Gumbinnen ein Bericht von Hans Hoefert mit der Überschrift „Praßfeld, Kreis Gumbinnen„, zusammen mit einem Foto des Ortes:
„Einer der romantischen Orte unserer engeren Heimat ist Praßfeld, Kr. Gumbinnen. Das etwa 400 Seelen zählende Dorf, unterteilt in Ober-, Unterdorf und Ausbauten, hieß bis zur allgemeinen Umbenennung ostpreußischer Städte und Dörfer im Jahre 1938 Praßlauken und liegt im Urstromtal der Rominte. Die hier von Erlen, Weiden und Rüstern (Ulmen) dicht umsäumte in einem zum Teil steinigen Bett und in ununterbrochenen Windungen fließende Rominte führt quellklares Wasser und ist fischreich. Man fing dort außer Weißfischen: Hechte, Flußbarsche, Barben, Bachforellen, Döbel, Gründlinge, Aale, Neunaugen und sogar Krebse. Der Fluß, der den Ort von Südost nach Nordwest durchfließt, und ihn durch eine stabile Holzbrücke teilt, hat zum Teil starkes Gefälle. Er führt im Frühjahr häufig Hochwasser, das sich dann über die Ufer ergießt und die anliegenden Wiesen überschwemmt. — Praßfeld wird nach alten Unterlagen erstmalig 1539 als Prastfelde bezeichnet und war durch die Pest fast völlig verödet. Vor der Einwanderung der Salzburger soll Praßfeld von einigen Familien der „Waldenser“, die ein ähnliches Schicksal wie die Hugenotten hatten, besiedelt worden sein. Die Salzburger Familien kamen 1732/33 nach Praßfeld und fanden vielfach zuerst noch keine eigenen Höfe. Das Dörfchen gehörte damals zum Kirchspiel Szittkehmen (Wehrkirchen) und später zu Walterkehmen (Groß-Waltersdorf). Hier befanden sich auch Bahnstation, Amtsverwaltung und Poststelle. — In dem Bauerndorf Praßfeld wurde zumeist das ostpreußische Platt gesprochen. Die Höfe wurden — alter Gepflogenheit entsprechend — auf den ältesten Sohn vererbt, der seinerseits die übrigen Geschwister „auszahlen“ mußte. Der Ackerboden ist dort mittelschwer bis schwer. Die Feldwege waren mitunter lehmig. In Hohlwegen wuchsen Haselnußbäume und -sträucher. Es wurden Vieh-und Pferdezucht betrieben. Im Dorf befanden sich eine Gastwirtschaft und eine Windmühle. Die Milch mußte zur 3 km entfernten Meierei nach Groß-Waltersdorf gebracht werden. Die Schule war einklassig und hatte 4 Abteilungen. Lehrer Wilhelm Ritter unterrichtete an ihr 30 Jahre. Die Gemeinderatssitzungen fanden öffentlich im Gasthaus statt und wurden „Krawuhl“ genannt. Die Einladungen hierzu erfolgten durch die Krawuhlzettel; sie enthielten Tagungstermin und Tagesordnung und wurden nach einem Plan von Haus zu Haus weitergeleitet. Die Gemeindevorsteher, auch „Dorfschulze“ genannt, hießen jahrzehntelang Hoefert, bei der Einwanderung lautete der Name noch Hoefer. Die Einwohner salzburgischer Herkunft hießen: Neubauer, Müller, Wenger, Meiser, Weller, Loerzer und Schweingruber.
 

Infolge der abgeschiedenen Lage des Dorfes mißlang im Oktober 1944 vielen Einwohnern die Flucht vor der „Roten Armee“. Der Einmarsch der Russen in der Nacht vom 19. zum 20. Oktober 1944 kam plötzlich und überraschend. Nach der Sprengung der Romintebrücke gab es wahrscheinlich keine Fluchtwege mehr. Einige Familien, die über Buylien (Schulzenwalde) in Richtung Nemmersdorf flüchteten, wurden am 20. Oktober, morgens, von der feindlichen Truppe eingeholt und niedergemetzelt, von unseren später vorgestoßenen Einsatzformationen vorgefunden und am Straßenrand begraben. Die in Praßfeld zurückgebliebenen Landsleute sind dort umgekommen und verschollen. Deutsche Menschen leben und wohnen dort nicht mehr.“ (Nach angehefteten Unterlagen wurde dieser Bericht von Hoefert etwa am 2. 5. 1966 abgefaßt.)