Röden


Übersicht – Quelle: Gumbinnen von Dr. Grenz

Röden

(Rödszen): Kirchspiel Groß-Waltersdorf (Walterkehmen). Amtsbezirk und Standesamtsbezirk Groß-Waltersdorf (Walterkehmen). — E.: 67. GH.: 830,— RM. G.: 213 ha. —

Eingeschult nach Peterstal (Schestocken). —
1937: Bürgermeister Landwirt Fritz Neubauer (lt. OF bis zur Vertreibung im Amt). —
Post: Walterkehmen, Kr. Gumbinnen (18 km). —
Bauern: Fritz Heldt (Besitzersohn), Gottlieb Heldt, Otto Heldt (Besitzersohn), Otto Nehrkorn, Siegfried Nehrkorn (Bauernsohn), Fritz Neubauer, Fritz Pudlat, Hans Pudlat (Besitzersohn), Kurt Pudlat (Jungbauer), Hans Ritter, Fritz Steinbacher, Otto Szidat. —
Landwirt Fritz Neubauer jun. —
Deputanten: Gerhard Fleig, Otto Malzahn, Franz Schlichtenberger, Fritz Steffner. —
Sozialstatus: 2 Altsitzer, 1 Kleinrentnerin, 1 Rentnerin. —
1925: 7 Besitzer. —
Im Archiv der Kreisgemeinschaft Gumbinnen 1 Ortsfragebogen von 1966, mit 2 Beiblättern.
Letzter Amtsvorsteher des Amtsbezirks Groß-Waltersdorf Hans Ritter aus Roden.
Zuständiger Polizeiposten in Groß-Waltersdorf.
Keine Gastwirtschaft, kein Kaufladen, keine selbständigen Handwerker.
Zuletzt bestanden 7 Bauernhöfe: Fritz Heldt, Otto Nehrkorn, Fritz Neubauer, Hans Pudlat, Hans Ritter, Fritz Steinbacher, Otto Szidat. —
Keine Mühle am Ort. —
Verkehrslage: Zur Kreisstadt Gumbinnen 17 km, zum Bahnhof Groß-Waltersdorf 7 km. Es gab keine Busverbindung. —
Zahl der Gefallenen im Ersten Weltkrieg unbekannt. — Zahl der Gefallenen im Zweiten Weltkrieg: 5, und zwar: Gerhard Fleig, Otto Nehrkorn, Fritz Neubauer (vermißt), Hans Pudlat (vermißt), Rudi Steinbacher (vermißt). —
Im Archiv der Kreisgemeinschaft Gumbinnen ein Brief von Hans Ritter vom 29.07.1956 an Otto Gebauer.
Darin heißt es: „Früher hieß Roeden Klein-Pillkallen und Hoheneck Groß-Pillkallen. Hoheneck ist dabei älter als Roeden. Die folgenden geschichtlichen Daten über Roedszen hatte ich mir 1938 im Staatsarchiv in Königberg erarbeitet. Im Jahre 1590 geschah die erste Erwähnung des Ortes mit dem Namen Roedszen auf einer Karte des Dorfes Jodszen. Die Karte stellte ein Fünfeck dar, in dessen Mitte einige Häuschen dargestellt waren. In Mönschschrift stand unter der Karte: 1 Ecke mit Roedszen im Westen gekennzeichnet durch einen Eichenstubben mit 2 Kerben. Im Norden 1 Ecke mit Szestocken und im NO und O 2 Ecken mit Praßfeld im S 1 Ecke mit der Wildnis. Von der letzten Ecke bis zur Ecke mit Roedszen stand eine 29 Seil lange Front mit der Wildnis.“
In einer Urkunde vom 24.02.1644 wird Klein-Pillkallen an einen Johann Sabrowski überschrieben. Er verpflichtete sich, mit seiner Mannschaft das über 20 Jahre wüst gelegene Dorf aufzubauen. Es wurden ihm dafür 3 Freijahre gewährt. Falls der Boden nicht ertragreich genug sein würde und S. dort nicht bleiben kann, sollten ihm der Bau der Gebäude, Mühe und Arbeit sowie die baren Auslagen ersetzt werden. S. ist berechtigt, Bier zu brauen, aber nicht zu verkaufen. Das Dorf ist im Gawaitenschen Amte des Hauptamtes Insterburg gelegen. —
Nach einer Urkunde vom 26.02.1646 wurden abgegeben pro Hufe und Jahr: 1 Scheffel Roggen, 1 Scheffel Gerste, 1 Scheffel Hafer, 1 1/2 Achtel Holz und die Hälfte des Honigs. —
In einer anderen Urkunde von 1646 heißt es, Johann Sabrowski sei vom Scharwerk befreit. Er ist Schulze von Klein-Pillkallen und Jodszen. Das Dorf liegt nun im Amte Kiauten, Hauptamt Insterburg. Die andern Bauern der Mannschaft sind als sog. Schatullbauern angesetzt. (Schatullbauern wurden nur in Waldsiedlungen angesetzt.) Sie waren zum Scharwerk auf dem Amte Kiauten verpflichtet. Dort befand sich auch die Gerichtsbarkeit. —
Eine Urkunde vom 15.10.1650: Laut Privileg hat Johann Sabrowski ein köllmisches Grundstück vom Dorfe Klein-Pillkallen, dafür sind 192 Groschen im Jahr, pro Hufe also 16 Groschen zu zahlen. —
Nach einer Urkunde von 1664 betrug der Kaufpreis pro Hufe 20.— Mark. Klein-Pillkallen ist 12 Hufen groß. Groß-Pillkallen hat zu diesem Zeitpunkt nur 9 Hufen. —
Vom Jahre 1664 ab waren im Staatsarchiv in Königsberg keine weiteren Urkunden zu ermitteln. Ab 1792 waren Grundbücher für die einzelnen Grundstücke beim Grundbuchamt Gumbinnen vorhanden. —
Am 15.10.1834 war das Amtsgericht in Goldap abgebrannt.  Die Bauern mußten vor Gericht nun beweisen, daß sie rechtmäßige Eigentümer der von ihnen bewirtschafteten Grundstücke waren. Dazu mußte jeder 2 Zeugen beibringen. Das Inventar auf dem damals ca. 95 Morgen großen Hof (1808) Szidatis bestand in: 4 Pferden, 3 Kühen, 6 Schafen, 2 Schweinen; an totem Inventar: 1 Pflug, 1 Egge, 1 Putzmühle, Dreschflegel und Handgeräte. Auch Bargeld, Kleidung, Leinen, Wolle etc. waren vorhanden. —
Im Jahre 1823 war durch Conducteur Bleeck eine genaue Karte des Dorfes angefertigt worden. Nach dieser wurde 1828 die Separation der Gemarkung Roedszen vorgenommen. Auf der Karte waren die Wiesen noch als Gewässer eingezeichnet. Vorflutgräben entstanden erst nach der Separation. Nach der Separation nahm jeder seine Parzelle in Bewirtschaftung. Nur 3 Grundstücke behielten ihre Höfe in der alten Dorflage. Begünstigt durch das billige Holz infolge des Nonnenfraßes von 1853 bauten Karoos, Szidat, Mathee, Heldt und Pudlat ihre Höfe auf den Abbau. Die Erträge des Bodens zur Zeit der Separation betrugen 4—5 Zentner (Getreide) pro Morgen (1939 ca. 16 Zentner), Pflugfurche zog man im Frühjahr, es gab keinen Kleeanbau, wenig Vieh, wenig Dung, keine Drainage, keinen Kunstdünger; 3-feldrige Fruchtfolge. —
Um 1870 kam die 1. Drainage, 1880 gab es Superphosphat (1 Zentner zum Roggenanbau), 6-Felderfolge. —
Geschichte der Höfe:
1. Hof: von 1664 bis 1792 keine Urkunden zu ermitteln. 15.10.1650: Köllmischer Hof 3 Hufen an Johann Sabrowski, Schulze in Klein-Pillkallen u. Jodszen. 1792: Christian Sabrowski und Ehefrau Annamaria Alester. 1817: Christian Pudlatis und Ehefrau, geb. Tomaschewski. 1820: 1 Hufe an Johann Matthee und Dorothea Neubauer. 1820: 1 Hufe an Erdmann Domnick, verkauft an Neitz für 1050 Thaler. 1823: verkauft an Johann Matthee für 450 Thaler. 1845: Heinrich Karoos und Ehefrau Elisabeth Matthee. 1878: Heinrich Karoos und Ehefrau Wilhelmine Neubauer. 1898: Johann Ritter und Ehefrau Wilhelmine Neubauer. 1944: Hans Ritter und Ehefrau Gertrud Anders.
2. Hof: 1792: Johns Szidatis und Ehefrau Ehster geb. Pudlatis. 1834: Christian Szidatis und Ehefrau Maria geb. Neubauer. 1875: August Szidatis und Ehefrau Wilhelmine Ipach. 1944: Otto Szidat und Ehefrau Frieda Schlaugat.
3. Hof: 1792: Johns Pudlatis und Ehefrau Regina Neubauer. 1808: Christian Pudlatis und Ehefrau Thomaschewski. 1834: Merzus Pudlatis und Ehefrau geb. Zabel. 1875: Wilhelm Pudlatis und Ehefrau geb. Wolf. 1907: Friedrich Pudlatis und Ehefrau Johanna Kowalski. 1944: Hans Pudlat, vermißt in Rumänien.
4. Hof: 1792: Daniel Sabrowski. 1803: George Neubauer und Ehefrau Annemarie Schulz. 1834: Friedrich Neubauer und Ehefrau Maria Szidatis. 1855: August Neubauer und Ehefrau Marie geb. Neubacher. 1898: Friedrich Neubauer und Ehefrau Emma Feller. 1944: Fritz Neubauer, vermißt bei Witebsk.
5. Hof: 1792: Albrecht Sabrowski. 1834: Albrecht Sabrowski und Ehefrau geb. Didszuneit. 1850: Friedrich Heldt und Ehefrau, geb. Sabrowski. 1860: Gottlieb Heldt und Ehefrau geb. Paaris. 1898: Gottlieb Heldt (Bruder des vorigen) und Ehefrau Auguste Laps. 1944: Otto Heldt und Ehefrau Meta Neubauer.
6. Hof: 1792: Adam Lange, vorher Sabrowski. 1834: Friedrich Scheffler und Ehefrau geb. Hardt. 1860: Johann Nehrkorn und Ehefrau Eleonore geb. Scheffler. 1913: Otto Nehrkorn und Ehefrau Marta Gembel bis 1944.
7. Hof: 1792: Belitz. 1795: Matthee und Ehefrau geb. Belitz. 1834: Isaak Matthee und Ehefrau geb. Adomeit. 1850: Christian Matthee und Ehefrau Wilhelmine Scheffler. 1862: Gottlieb Steinbacher und Ehefrau Wilhelmine Scheffler. 1898: Gottlieb Steinbacher und Ehefrau Berta Neubauer. 1927: Fritz Steinbacher und Ehefrau Meta Oberüber… bis 1944.
8. Hof: 1792: Lehmann. 1834: Heinacker. 1860: Schneider und Ehefrau, geb. Heinacker. 1875: Hof parzelliert: 75 Morgen an Szidat, 25 Morgen an Neubauer, 20 Morgen an Jogelehnen.