Roßlinde
Roßlinde
(Brakupönen), mit Gutsbezirk Remonteamt Roßlinde (Brakupönen), den Vorwerken Fuchshöfchen (Szurklauken), Coselshof und Milchbude:
In einem vor 1950 verfaßten Brief schreibt sie: „In Gotenhafen wurden wir gefangengenommen und mußten zu Fuß zurück nach Gumbinnen, ohne nennenswerte Ernährung. Die Strapazen waren unbeschreiblich, und dazu kam noch Tag und Nacht die Angst. Am 03.06.1945 langten wir in Gumbinnen an und kamen sofort in ein Lager, das sich im Zivilkasino befand. Dort lagen wir mit unendlich vielen Menschen zusammen im großen Saal auf der Erde. Wir waren völlig verlaust und hatten vor den Tieren keine Ruhe. Zweimal am Tag gab es eine Wassersuppe, austreten durften wir in Begleitung von Posten ein-bis zweimal am Tag. Doch das reichte nicht, da wir schwer unter Durchfall zu leiden hatten. Mein Mann, der sonst immer gesund gewesen war, wurde immer schwächer, so daß er zuletzt nur noch taumelte, wenn er austreten mußte. Nach 4 Wochen trieb man uns hinaus und wir mußten uns mühsam zu Fuß 12 km weit nach Brakupönen schleppen. Mein Mann brach unterwegs zusammen und am 25.08.1945 war er in Brakupönen dem Hungertod erlegen. Er wurde am Heldenfriedhof Brakupönen bestattet. Zum Glück war ich bis zum letzten Atemzug mit ihm zusammen. Dann wurde ich selbst schwer krank, lag 7 Monate und wog nur noch 40 kg. 3 1/2 Jahre war ich dann allein unter den Russen. Ich habe sehr schwere Arbeiten, wie Steineschleppen, verrichten müssen. Einige Zehen erfroren mir und mußten amputiert werden. Hunger und Kälte, Verzweiflung und Verlassenheit waren unser Schicksal. Wir glaubten manchmal nicht, daß wir das überstehen würden. Handgepäck besaßen wir nicht mehr. Die Russen hatten uns alles weggenommen. Ich hatte die ganzen Jahre über nur das, was ich in Gotenhafen auf dem Leib gehabt hatte. 1947/48 wurde es mit der Verpflegung ein wenig besser, so daß ich 1948 mit 115 Pfund Gewicht nach Deutschland kam.“